Der Plan war, dass meine heutige Fahrt nach San Carlos de Bariloche in Argentinien geht. Diesmal habe ich die Campingplätze von der empfohlenen Internetseite für Camping in Südamerika. Eine dieser Adressen gab ich ins Navi ein, obwohl ich ihm nicht mehr traue. Ich fuhr vor 9.00 Uhr los, es war noch reichlich frisch an dem See, an dem ich gestanden hatte. Morgens scheint es hier immer neblig zu sein.
Nach wenigen Kilometern konnte ich die Straßenschilder mit den Kilometerangaben des Navis vergleichen, um festzustellen, dass da eine beachtliche Diskrepanz herrschte. Die Straßenangabe des Campingplatzes war auch nicht wirklich identisch mit der auf der offiziellen Seite angegeben, und daher beschloss ich, einfach Bariloche anzufahren. Ich war ein wenig nervös, weil mir inzwischen klar war, dass TomTom bei der Weltkarte schwächelt.
Ich fuhr durch eine grandiose Berglandschaft, hätte alle 2 Minuten zum Fotografieren anhalten können, kam an einem Wasserfall vorbei, aber ich konnte nirgendwo anhalten.
Es sollten noch 30 km bis zur Grenze sein, aber plötzlich war bereits eine Schranke über der Straße. Beim Camperverleih hatte man mir die Grenzkontrolle erklärt, aber trotzdem fand ich es spannend. Ich musste das Auto parken, zu Fuß zu einem Grenzgebäude gehen und dort in einer Schlange stehen. Es dauerte aber nicht lange, dann bekam ich einen Stempel in meinen Pass, ein mir an der Schranke ausgehändigtes Papier wurde ebenfalls abgestempelt, außerdem wollten sie die Fahrzeugpapiere sehen. Dann musste ich noch einmal anstehen, um den Zollstempel zu bekommen. Ohne diesen darf ich nicht wieder einreisen, hat man mir gesagt. Als ich alle Stempel hatte, musste ich noch einmal an einem Kontrollhäuschen vorbei und das zuerst erhaltene Papier wieder abgeben. Dann war ich im Niemandsland. Dieses bestand daraus, dass ich einen Pass hinauf musste, relativ steil und kurvig. Ich fuhr sehr vorsichtig und schraubte mich Kurve für Kurve in die Höhe. Schneebedeckte Berge tauchten wieder auf. Oben auf dem Pass stand das Schild „Willkommen in Argentinien“. Ich schraubte mich langsam die Passstraße wieder hinunter und als ich schon dachte, es gäbe keine Kontrolle mehr, war sie da plötzlich. Wieder bekam ich ein Zettelchen, musste in ein Kontrollbüro, wieder alles zeigen und die Frage beantworten, ob ich auch wirklich keine frischen Lebensmittel an Bord habe. Ich verneinte, weil ich diese an der chilenischen Ausreisestation bereits entsorgt hatte. Schade um das leckere Brot, die Butter, die restlichen Käse- und Salamischeiben.
Allerdings wurde ich überhaupt nicht kontrolliert. Sie würden mit Hunden in den Camper kommen, hatte man mir beim Autoverleih gesagt. Taten sie aber nicht, und als ich das gestempelte Zettelchen am letzten Kontrollpunkt wieder abgeben musste, sagte der Grenzbeamte, er hätte gesehen, dass ich nicht kontrolliert worden sei. „Bin ich auch nicht“, sagte ich, aber ich hätte auch keine Lebensmittel mit. „Ach, egal, fahren Sie einfach“ sagte er darauf und ich ärgerte mich, dass ich die guten Lebensmittel weggeworfen hatte.
Auf der argentinischen Seite dieses Bergkamms war es auf einmal hochsommerlich warm, ein völlig anderes Klima als auf der chilenischen Seite. Ich fuhr eine schöne Strecke, und als ich dachte, ich könne langsam eine Tankstelle gebrauchen, tauchte tatsächlich eine auf. Dort herrschte großer Andrang, aber es ging zügig voran. Während ich dort stand und wartete, sah ich einen Supermarkt und direkt daneben einen sehr gepflegten Campingplatzeingang. „Ich bleibe einfach hier und verzichte auf die letzten 70 km bis Bariloche.“
Das tat ich dann aber nach dem Besuch im Supermarkt doch nicht, sondern fuhr in das Örtchen. Ich muss noch dazu sagen, dass ich ab jetzt am Lago Nahuel Huapi entlang fahren muss und es könnte ja sein, dass am Seeufer noch Campingplätze sind. Zufällig kam ich noch an der Touristeninformation vorbei und fragte dort nach. Es gäbe noch 3 weitere Plätze, und der erste nach 14 km. Ich fand diesen zügig. Er war wunderschön an dem See gelegen, es war warm, man konnte schwimmen. Aber es gab keinen Strom und auch sonst nichts, noch nicht einmal irgendeine Art Ortschaft in der Nähe mit etwa einem Restaurant. Also entschloss ich mich, die 14 km zurückzufahren. Und nun bin ich auf dem Campingplatz, den ich zuerst gesehen hatte. Mit dem Strom hatte ich trotzdem ein Problem, weil der Adapter für Argentinien, den ich vom Autoverleiher bekommen hatte, nicht passte. Die Campingplatzbetreiber hatten den gleichen, aber weil hier eine Doppelsteckdose ist, stößt sich der Adapter an einem Rand und wackelt und gibt keinen Strom. Inzwischen hatte ich aber neue Nachbarn auf dem Platz bekommen, ein junges argentinisches Paar. Der Mann hat einfach den chilenischen Steckkontakt ab- und einen argentinischen angeschraubt. Ein bisschen mulmig war mir dabei, aber er hat mir versprochen, die Sache übermorgen in den Originalzustand zurückzuversetzen.
Der Campingplatz ist leider nicht direkt am See, sondern man muss eine halbe Stunde laufen. Das tat ich und kam an ein Ufer mit wunderbar warmem Seewasser. Ich ärgerte mich, weil ich kein Schwimmzeug mithatte, habe aber sehr genossen, mit den Füßen im Wasser dort zu sitzen. Morgen werde ich dort schwimmen gehen.
Das Örtchen, in dem ich hier bin, heißt Villa la Angostura und sieht aus wie ein Touristenort an der Mosel, und dann kam ich auch noch an einem Laden vorbei, der hieß „Tante Frida“.
Nächster Morgen, wieder sehr schönes Wetter, ich sitze vor dem Campingplatz auf einer Fensterbank und habe einen Campingtisch davorgestellt. Das Internet ist leider ziemlich lahm, so dass ich auf das Hochladen weiterer Fotos verzichte.
Das argentinische Spanisch verstehe ich nicht sehr gut, es ist sehr portugiesisch gefärbt und hat für die direkte Ansprache andere Verb-Endungen, also "du" und "Sie" geht anders. Mich verstehen sie allerdings.
Gerade traf ich hier an der Fensterbank ein junges holländisches Paar. Die sind mit dem Fahrrad von Santiago de Chile nach hier gekommen und teilweise tatsächlich am Autobahnrand entlang gefahren. Sie wollen nun durch die Berge zurück. Es gibt immer Menschen die sind echt härter drauf als ich!
Übrigens habe ich mir gerade noch eine Südamerika-Landkarten-App auf das Handy geladen, die ich offline nutzen kann. Ich hoffe, dass ich die angegebenen Adressen damit besser finde. Die Holländer hatten jedenfalls auch diese App.
Es ist für jemanden von der Nordhalbkugel der Erde schon lustig, mit Sommerkleidung neben einem Weihnachtsmann zu stehen!