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Esquel, Argentinien

Heute Morgen bin ich vom Lago Nahuel Huapi aufgebrochen, mein Ziel war Esquel. Mein Navi zeigte 100 km mehr an als die empfohlen App Maps.me. Ich fuhr nach Karte und stellte fest, dass dieses Mal mein Navi im Recht war. Eine lange Strecke ging es an diesem See entlang. Wieder war strahlend schönes Wetter ohne Wolken, wie übrigens bereits die ganze Zeit, seit ich hier bin. Einmal hielt ich an, um Fotos zu machen. Hinter dem See ragten die Berge auf, teilweise mit Schnee bedeckt. 

Ich kam nach San Carlos de Bariloche, was eigentlich schon das Ziel meiner vorigen Etappe gewesen sein sollte. Aber ich hatte ja in dem Wintersportort den schönen Campingplatz gefunden. Übrigens, bevor ich es vergesse zu erzählen, ich ließ mich dort mit einem Weihnachtsmann fotografieren, der stand da noch. Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich in Sommerkleidung neben einem Weihnachtsmann! Das ist nicht verkehrte Welt, das ist Welt südlich des Äquators.

Also, ich erreichte Bariloche, misstraute schon wieder dem Navi und verfuhr mich. Das war aber nicht so schlimm, weil ich den Busbahnhof fand und dort zur Toilette gehen konnte. Dann erkundigte ich mich bei Taxifahrern nach dem Weg und kam zu dem Ergebnis, dass mein Navi heute gut drauf war. Es hatte tatsächlich schon wieder recht gehabt!

Weiter folgte ich der Ruta 40 nach Esquel, und es wurde wieder spannend, Passgleich führte mich die Straße wieder in die Höhe, ich fuhr ziemlich hochtourig die Kurven hinauf, weil man mir das so gesagt hatte. Der Russpartikelfilter könnte sich sonst zusetzen, also gab ich Gas im 3. und 4. Gang. Es war eine ziemliche Schalterei, und als ich oben war, ging es wieder hinunter, die Landschaft kann man nur als grandios beschreiben. Vor mir die Kurven, im Rückspiegel Gletscher und Tannenwälder, dazwischen wieder ein See, dunkelblau schimmernd. Man kann diese Landschaft nicht mit der Schweiz vergleichen, für mich jedenfalls wirkt es wie im Märchen. Und ich bin Alice, irgendwie, Alice im Wohnmobil.

Ich kam auf eine Hochebene, zwischendurch waren Baustellen und man musste über Schotter fahren. Hier waren keine Bäume mehr, keine Seen, nur noch sehr spärlicher Bewuchs. Die Straße war mal grottenschlecht, mal war sie gut asphaltiert und ich konnte 90 km/h fahren. Mehr sollte ich auch nicht. Vor allem, als ich merkte, dass es anfing zu stürmen. Es kamen gefährliche Böen und ich drosselte zwischendurch meine Geschwindigkeit auf 60 km/h oder sogar weniger. Ich hätte doch die letzte Tankstelle anfahren sollen. Es fühlte sich an, als käme nur noch Niemandsland mit Sturm und Staub. Ich hätte doch nochmal tanken sollen an der letzten Tankstelle, aber da war der Tank noch recht voll, jetzt auch noch halb. Aber wer weiß. Ich hatte dann noch gut 100 km zu fahren und das Navi zeigte  wieder eine Tankstelle kurz vor meinem Ziel. Das würde ich noch schaffen. Das muss man dem Navi lassen, es kennt die Tankstellen. 

Dann verwirrte mich allerdings eine Baustelle und ich fuhr unnütz einen Bogen. Aber ich erreichte die Tankstelle und die Stadt Esquel und das Navi führte mich sogar zur Adresse des Campingplatzes, allerdings zeigte es mir die Straße in die falsche Richtung. Es kann manchmal also Straßen, aber es kann keine Hausnummern. Ich verzieh es ihm und ging in eine Feuerwehrwache, die gerade am Straßenrand auftauchte. Einer der älteren Männer bot mir sofort seine Hilfe an, ich solle hinter ihm herfahren. Diese Straße ist eine kilometerlange Einbahnstraße, man musste parallel fahren und  dann von oben hinein.

Es war schon später Nachmittag, als ich endlich die Handbremse anziehen und aussteigen konnte. Der Campingplatz gehört zu einem Hostel. Hier gibt es alles, Strom, Wasser, Internet und essen kann ich hier auch.

Ich weiß noch nicht, ob ich morgen schon weiterfahre. Das waren zwar nur 380 km heute, aber ich bin irgendwie fertig. Ich hatte mir ja sowieso vorgenommen, nur jeden zweiten Tag zu fahren, und die nächste Etappe geht wieder über die Grenze nach Chile, um endlich auf der Carreterra Austral anzukommen. Hier durch Argentinien bin ich parallel zu ihr nach Süden gefahren, weil ich nicht auf die Fähre warten wollte. Ich denke ich habe dadurch Zeit gespart.

PS: Ich werde noch versuchen, Fotos hochzuladen, aber das ist sehr langsam und irgendwann muss ich duschen und was essen!!

Noch ein Foto von Esquel