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Ruta 40 Teil 2 bis El Calafate

Nachdem an meinem Ruhetag in Gobernador Gregores die ganze Zeit Windstille und Sonnenschein herrschten, kamen am späten Nachmittag ein paar Wolken. Davon regnete sich eine Wolke aus. Ich wurde etwas nervös, weil ich doch am nächsten Tag noch einmal 70 km Schotterstrecke vor mir hatte, und ausgerechnet dieses Stück sollte man nicht bei Regen fahren, weil es teilweise aus lehmigem Untergrund besteht. Abgesehen von der Gefahr würde ja auch mein Auto wieder erbärmlich aussehen.

 

Am nächsten Morgen war der Himmel wolkenlos, ich fuhr in den Ort zum Supermarkt und zum Tanken, und dann fuhr ich Richtung Süden. Direkt hinter dem Ort musste ich links abbiegen und stand schon im Schotter. Das war so nicht vorausgesagt worden und ich dachte schon, ich hätte die falsche Ausfahrtstraße erwischt, aber es war nur der „Zubringer“ auf die Ruta 40, die sich über 50 km als astrein asphaltierte neue Straße präsentierte, erst bei km 270 vor meinem eingegebenen Ziel fing die Piste wieder an. Da stand das gefürchtete Schild „fin de pavimiento“ und der Tanz auf dem Kies ging wieder los. Dieses Stück war nicht besser und nicht schlechter als die anderen nicht asphaltierten Strecken und ich redete meinem Gefährt gut zu, dass es bald vorbei sei mit dem Elend. Ich hatte übrigens noch den Tipp bekommen, man solle mit so gut wie überhaupt keinem Reifendruck diese Strecken fahren, aber ich ließ nicht extra alle Luft raus, schaltete jedoch auf Allrad wegen der wabernden Kiesberge. Ich fuhr mutig und auch ein bisschen schneller als ich selbst ertragen konnte, Hauptsache das Kapitel war bald abgeschlossen.

 

Einmal überholte mich ein Auto und ich hörte einen Schlag auf die Scheibe, sah aber nichts. Erst später, als tatsächlich genau nach 70 km der Asphalt wieder anfing, sah ich einen kleinen Steinschlag. Von innen war die Scheibe ganz, von außen kam ich nicht nahe genug heran, weil es ganz oben in der Scheibe war, es beunruhigte mich aber trotzdem ein wenig.

 

Die 200 km Asphaltstrecke, die ich noch fahren musste, waren so neu, so schlagloch- und makellos, dass es eine wahre Freude war. Trotzdem stand hier und da ein Schild mit „20 km/h“ wegen Straßenschäden, die man aber nur mit der Lupe sehen konnte. „Wie verrückt das ist“, dachte ich, „auf dem Schotter wird empfohlen, nicht mehr als 70 zu fahren und jetzt machen sie die Welle wegen nichts!“

 

Während der Fahrt fühlte ich mich sehr klein in dieser weiten Wüstenlandschaft. Die kleinen Lamas, also die Guanakos, standen zwar in Scharen an der Straße, ich schaffte es aber nicht, sie zu fotografieren, sie rennen sofort weg, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Ich sah über lange Zeit nur die Straße, die Erddünen in ihren verschiedenen Brauntönen und darüber einen weiten Himmel. Dann kam ich nach Tres Lagos, wo ich hätte bleiben können. Dort stehen aber nur ein paar Häuser. Es gibt jedoch eine Tankstelle und einen Campingplatz. Es ist eine Oase mit ein bisschen Grün in der braunen Landschaft. Und weil die Polizei dort Langeweile zu haben scheint, ist ja auch klar, gab es eine Polizeikontrolle. Die wollten meinen Führerschein sehen und die Fahrzeugpapiere. Ich zeigte ihnen auch meinen internationalen Führerschein, weil ich mir den ja extra beschafft hatte, aber den brauchten sie nicht, und auch sonst wollte kein Mensch bis jetzt dieses Dokument sehen.

Ich kam zum Ufer des Lago Viedma. Nun wurde das Braun der Landschaft bereichert durch einen wunderschönen Kontrast, und das war das Türkis des Sees. Die Straße führte nur ein kleines Stück an einer Bucht dieses Sees entlang und folgte dann dem Río la Leona, der sich ebenfalls türkisgrün durch die braune Landschaft schlängelte. Auch grüßten aus der Ferne wieder schneebedeckte Berge.

Plötzlich sah ich mitten in der menschenleeren Landschaft eine Art Gasthaus. (Auf dem Foto bin ich vor dem Gasthaus.) Ich stellte fest, dass hier ein Zwischenstopp für Motorradfahrer ist. Eine Pause konnte ich jetzt gut gebrauchen, ich hatte genug Zeit und bis El Calafate war es nicht mehr weit. So erfuhr ich, dass früher die Siedler, hauptsächlich Deutsche und Italiener, hier Rast machten, bevor es Straßen gab. Sie nutzten die Flüsse, um vom Atlantik zum Pazifik zu gelangen. 

 

Ich kam am frühen Nachmittag schon in El Calafate an, fand zügig den Campingplatz, buchte dort sofort einen Ausflug mit dem Schiff über den Lago Argentino zu den Gletschern, weil ich den Perito Moreno kalben sehen wollte, aber das wird die morgige Geschichte! Ich war erst einmal etwas erschöpft, ich hatte die Nacht zuvor aus Angst vor Regen schlecht geschlafen, ich war aber auch sehr erleichtert, weil jetzt keine Kieselpiste mehr kommt und alle 4 Reifen ganz geblieben sind. Daher fand ich zügig eine Bierkneipe und trank in der Sonne zur Feier dieses schönen Tages, na was wohl. Es gibt in Argentinien viele solcher Kneipen, in denen es viele verschiedene Biersorten frisch gezapft gibt. Die meisten Sorten haben deutsche Namen, es sind aber argentinische Biere.

 

Ich aß noch in einem recht guten Restaurant, das dem Campingplatz angeschlossen ist. Nur dort gibt es W-Lan. Es gab aber keins. Erst als eine Gruppe von ungefähr 12 Japanern das Restaurant verließ, kam ich ins Internet.

 

Und morgen erzähle ich vom Ausflug.

 

Das war das Panorama, das mich über Stunden begleitete.