Ich habe beschlossen, erst morgen weiter zu reisen. Heute habe ich vor, nicht viel zu machen, sondern die doch etwas gestresste Seele baumeln zu lassen.
Gestern bin ich in El Calafate shoppen gegangen. Der Ort ist aufgrund der Nähe zu den Gletschern, die in den See münden, sehr touristisch und unterscheidet sich sehr von meiner letzten Station im Fast-Niemandsland. Das ist hier keine Wüste, sondern eine Steppenlandschaft. Es regnet sehr selten, kleine Büschel Steppengras wechseln sich ab mit der braunen Erde. Es gibt viele Schafe, gestern habe ich hier auf dem Campingplatz eine Schafschur gesehen.
Als ich gestern die Hauptstraße entlang schlenderte, stand ich plötzlich vor einem Spielzeugmuseum. Dort waren 150 Jahre Spielzeug ausgestellt, das meiste aus Argentinien, Deutschland und Italien, aber auch aus den USA, Japan und Frankreich. Die Gründerin ist Evita Perón, die dort als Kämpferin für die Armen sehr verehrt wurde. Dass ihr Mann und sie die Nazis und Faschisten, aber auch den Papst, verehrten, ist Geschichte, und zwar eine, die aus europäischer Sicht erst einmal schwer verständlich ist.
Danach ging ich noch in ein Museum, in welchem ich unter anderem einen beeindruckenden Film über die sich langsam in den Lago Argentino ergießenden Gletschermassen sah. Um diese Bewegung in Gang zu halten, muss es logischerweise in der kalten Jahreszeit so viel schneien, dass die Eismassen sich erneuern können. Sollte das eines Tages nicht mehr passieren, wird es irgendwann keinen Gletscher mehr geben...
Unterwegs fielen mir noch ein paar Andenken an meine Reise in die Tasche, die ich bezahlte und mitnahm.
Zum Apéritif ging ich wieder in ein Bierlokal, wo es tatsächlich Kölsch gab, und das war sogar korrekt geschrieben. Drei junge Argentinier kamen herein und überlegten, was sie trinken sollten. Ich empfahl ihnen Kölsch und sagte, das käme aus meiner Heimatstadt. (Das ist zwar ein bisschen gelogen, aber was sind schon 30 km, wenn man in Südpatagonien ist.) Jedenfalls schmeckte es ihnen.
Am Abend ging ich in ein argentinisches Steakrestaurant, aber es ist keine Kunst, hier eins zu finden, es gibt nichts anderes. Ich aß jedoch Lamm, weil das für den Süden Argentiniens landestypisch ist. Ab 5 Uhr nachmittags hängen die Schafshälften in den Restaurants bereits in den Schaugrills.
PS: Das Foto oben ist eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Falklandkrieges.
Evita Perón als lebensgroße Figur
Die Hauptstraße von El Calafate