· 

Puerto Natales und Torres del Paine

Vorgestern fuhr ich von El Calafate nach Puerto Natales. Ich fuhr den empfohlenen Umweg, um nicht mehr Ruckelpiste fahren zu müssen. Das verstand mein Freund TomTom gut, denn man hatte mir gesagt, es sei die schlimmste unbefestigte Straße von ganz Südamerika. Außer den Guanakos sah ich nicht viel in dieser rostbraunen Einöde. Ich hatte voll getankt und keine Sorgen. Kurz vor Puerto Natales fuhr ich wieder nach Chile rein. Argentinien verabschiedete sich  von mir mit einem Regenschauer. Eine junge chilenische Zollbeamtin begutachtete halbherzig meinen fast leeren Kühlschrank. Dieses Mal hatte ich es geschafft, alles aufzuessen, außer der Butter, die ich entsorgt hatte. Sie fragte mich nach angebrochenen Milchprodukten oder Honig. Honig verneinte ich, die angebrochene Milchpackung hatte sie in der Hand, stellte sie aber wieder weg. Ich hatte das Gefühl, dass die Zollbeamtin diese Kontrolle genau so schwachsinnig fand wie ich. Sie wünschte mir eine gute Weiterfahrt.

Hier in Puerto Natales habe ich einen Platz mit Blick auf die Meeresbucht mit den schneebedeckten Bergen dahinter. Abends ist das ein wunderschönes Panorama. Hier unten wird es nicht vor 22.00 Uhr dunkel, es herrscht lange ein traumhaftes Zwielicht.

Bei der Ankunft vorgestern buchte ich sofort eine geführte Bustour durch den Nationalpark Torres del Paine (Foto oben an einem Wasserfall). Nach kurzer Verwirrung am Morgen fuhr ich in einem Kleinbus mit einer Gruppe von ungefähr 20 Personen in den Nationalpark. Man hatte mir als Abholzeit acht Uhr auf das Ticket geschrieben, ich war schon um halb acht fertig und setzte mich in den warmen Aufenthaltsraum. Nach 5 Minuten kam der Fahrer schon rein und fragte nach einer Senorita Christa. Die Abholzeit wäre halb acht. Gut, dass ich so früh war und gut, dass die Leute hier so zuverlässig sind und jeden Menschen irgendwo aufzutreiben versuchen.

Zuerst fuhren wir zu einer Höhle, der Cueva de Milodón, die man als Wohnort steinzeitlicher Menschen vermutete. Als ich dort ein Foto etwas abseits des markierten Weges machen wollte, wurde ich sofort zurückgepfiffen. Ich könnte hunderttausendjährige Menschheitsgeschichte zertrampeln. Die Höhle müsste noch weiter erforscht werden und wäre der wahrscheinlich bedeutendste Fundort von ganz Amerika. Ich hoffe ich habe keinen Knochen einer prähumanoiden Spezies zerstört.

Danach erklärte der Reiseleiter die geologischen Formationen der Berge und dass dieser Teil der Cordilleren nicht zusammenhinge mit dem südlichsten Gebirgszug der Anden, die man von El Calafate aus sieht. Die berühmtesten Gebilde sind die drei zackigen Formationen "Torres del Paine", die dem Park ihren Namen geben.

Wir fuhren vorbei an blauen Seen und grünen Seen. Die unterschiedliche Färbung erklärt sich damit, so lernte ich, dass die grünen Seen viele Sedimente der einmündenden Gletscher enthalten und die blauen Gewässer keine Verbindung zu Gletschern haben. Ein paar Mal machten wir Fotopausen, zweimal machten wir eine kleine Wanderung. Ich schloss mich einer chilenischen Frau mit ihrer Tochter aus Concepción an. Das Mädchen hat die Reise nach Patagonien zum Abitur geschenkt bekommen. 

Überhaupt war ich die einzige Europäerin in der Gruppe, es gab noch eine brasilianische Familie, die anderen waren Chilenen.

Ganz besonders genoss ich es, dass der Bus im "Affenzacken" über die Schotterpisten raste, und mir war es so egal, wenn ich die heftigen Steinschläge am Blech hörte. Ich war vollkommen  entspannt, und auch die Steinschläge auf der Windschutzscheibe störten mich nicht im geringsten!

Der Reiseleiter fragte mich mehrmals, ob ich nicht am nächsten Tag noch einmal allein in den Park fahren wolle. Der Eintrittspreis sei für 3 Tage. Man könnte wandern und mit viel Glück einen Puma sehen. Aber der Reiseleiter sagte auch dazu, Brasilien würde eher Weltmeister als dass ein Tourist einen Puma sähe. Ich verneinte trotzdem. Ich habe nicht so große Lust, allein und ohne Plan zu wandern, und wenn doch ein Puma kommt? Warum sollte Brasilien nicht Weltmeister werden? Deutschland hat das ja auch geschafft!

Also, große Spannung kann ich nicht mehr liefern. Morgen fahre ich nach Punta Arenas. Die Straße dorthin heißt "Straße ans Ende der Welt", ist aber gut asphaltiert. Ich habe dort heute ein Hotel gebucht, aber leider nur für zwei Tage. Ich werde mich vor Ort umschauen müssen. Ich muss die Karre säubern, wofür ich eine Adresse habe, und dann muss ich mich von ihr verabschieden.  

Der Campingplatz

Die Höhle

Die gezackten Bergformationen "Torres del Paine", ca. 2000 m hoch

Und noch das erste Guanako, das sich fotografieren ließ. Wahrscheinlich hatten sie ihm gesagt, die Leute hätten Eintritt bezahlt und es sollte stillhalten.