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Punta Arenas

Ich habe es geschafft. Ich bin in der südlichsten Stadt Chiles angekommen, die man über das Festland erreichen kann. Das letzte Stück Straße hieß "Straße ans Ende der Welt". 

Nachdem ich am Dienstag im Regen spazieren gegangen bin und es ziemlich ungemütlich fand, dachte ich, dass ich jetzt ein Weichei werde, mit dem Campen aufhöre und in Punta Arenas eine Absteige suche. Für 2 Tage hatte ich schon ein Zimmer gebucht in einem Hostel, in dessen Hof ich das Auto würde abstellen können. So stand es jedenfalls in der Beschreibung.

Also fuhr ich Mittwoch schon die nur noch ungefähr 260 km nach Punta Arenas. Sonnenschein wechselte sich mit kurzen Regenschauern ab, und der Wind hielt sich in Grenzen. Am Horizont sah ich keine Berge mehr, es standen auch kaum noch Guanakos am Straßenrand, dafür entdeckte ich große Schafherden, die die kargen Steppengrasbüschel abgrasen.  Von der Straße aus sieht man Schilder, auf denen die Namen der großen Haziendas stehen, man sieht aber keine Bebauung, und ich überlegte mir, wie weit die Leute fahren müssen, um einkaufen zu fahren. Da darf man nichts vergessen!

Irgendwie, dachte ich, ist die Landschaft eine gute Erklärung dafür, dass die Leute hier fast nur Fleisch essen. Salatblätter sind kostbar, die wachsen hier kaum. Und wir Menschen können ja schlecht Steppengras essen, das geht nur nach dem Umweg durch die Schafe.

In Punta Arenas ist es allerdings etwas grüner, aber der Sommer hier ist so kalt wie unser Winter warm ist. Nur wenn die Sonne kurz durchkommt, wird es etwas angenehmer.

Das Hostel in Punta Arenas hatte ich schnell gefunden. Ich versuchte, den Camper rückwärts in der Einfahrt einzuparken, jemand sah das und half mir dabei. Ich brach das Unternehmen jedoch ab, als ich merkte, dass ich wegen eines Baums an der Fahrertür kaum noch aussteigen konnte. Das gelang so gerade eben und da sah ich, dass ich auf der anderen Seite noch 2 cm Platz hatte zwischen meinem Kabinenaufbau und dem Vordach über der Haustür. Langsam, sehr langsam und mit angehaltenem Atem fuhr ich gerade wieder heraus. Das fehlte gerade noch, dass ich am Ende der Fahrt den Camper zerdeppere! Inzwischen kam der Hostelchef und meinte, ich könnte doch an der Straße stehen. Das ist ganz gut hier, weil es ein ruhiges Wohngebiet ist, nicht zu abseits aber noch nicht im Zentrum, das ich aber in 10 Minuten zu Fuß erreiche. Dann redete ich so lange mit dem Hostelbesitzer, bis er doch noch ein Zimmer bis Sonntag für mich fand. Es ist ein Fünfbettzimmer, das ich günstiger bekommen habe, und ich bemerkte erst danach, dass das Einzelzimmer ohne Dusche gewesen wäre! Wieder hatte ich Glück.

Punta Arenas ist ziemlich groß, alle Straßen sind Einbahnstraßen, und wenn die ein paar Kilometer lang sind, muss man genau wissen, an welcher Straßenkreuzung man abbiegen sollte.

Gestern besichtigte ich einen riesengroßen Friedhof direkt hier um die Ecke. Es ist zum Teil ein normaler Friedhof mit den hier üblichen Plastikblumen und Kitschsachen, die hinter Glas in Kästen vor den Nischen mit den Urnen stehen. In einem weiteren Teil ist es ein historischer Friedhof, auf dem es unter anderem ein Grabmal gibt zum Gedenken an die toten Marinesoldaten der deutschen Schiffe des Ersten Weltkriegs, die hier unten in der Magellanstraße zerstört wurden. Auch sonst sah ich viele Gräber von Deutschen, Schotten, Engländern, Italienern, die hier gelebt haben. 

Heute habe ich das Auto abgegeben. Dazu musste ich noch 45 km nach Süden fahren. Die Rückfahrt war von der Vermietung organisiert. Der Fahrer hatte seine Frau und den Hund mit und wir haben viel geredet. 

In den neunziger Jahren hätte es zum letzten Mal richtig geschneit hier unten. Früher wäre jeden Winter alles unter einer dicken Schneeschicht begraben gewesen. Er war ja nicht der Einzige, der sich wegen des sich ändernden Klimas Sorgen macht.

Wir sahen Delphine, die praktisch neben uns im Meer schwammen. Er erzählte mir noch, dass hier unten viele Pumas seien, die kämen nachts bis auf die Straße, und oft gäbe es tote Schafe oder sogar tote Kühe. 

Einen Puma habe ich nicht entdeckt, um Pinguine zu sehen, müsste ich noch einen anstrengenden Ausflug per Schiff oder Flugzeug machen. Aber ehrlich, ich bin etwas müde, ich habe genug gesehen.

An dieser Stelle bedanke ich mich nochmal für eure Rückmeldungen. Ich habe mich gefreut, dass viele mich in Gedanken begleitet haben. Es war fast so, als hättet ihr neben mir gesessen.

Vor allem danke ich - last but not least - Eckhard, meinem ältesten Sohn, der mich ermutigt hat, einen Blog zu schreiben, der die Seite eingerichtet und mich gestalterisch unterstützt hat!

Drückt mir nur noch die Daumen, dass der Rückflug über den Atlantik ruhiger wird als der Hinflug! 

 

So sieht der südpatagonische Sommer aus, wenn die Sonne nicht scheint. Das war ein Grund dafür, dass ich ein Weichei wurde.

Das entdeckte ich hier auf dem Friedhof um die Ecke.

Auch in Punta Arenas haben die Demonstrationen Spuren hinterlassen.

Punta Arenas von oben

Straida de Magallanes, oder Magellanstraße auf deutsch, mit einem großen Hotel

Und zum Abschied ein Pisco Sour in einem gemütlichen Café!