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Jungfernfahrt an den Rhein

Das neuartige Virus hat mir also einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mein nagelneues Wohnmobil steht seit Anfang März auf einer Wiese und ruft immer wieder, ich solle es mal ausprobieren. - Wohin denn, frage ich es. Wir sind hier in Deutschland "offroads". Die Straßen sind nicht mehr zum Fahren da. Wir müssen zu Hause bleiben.

Das ist gut für die Umwelt, denke ich bei mir, das Auto kann warten. Aber dann wurde es auf einmal warm, die Sonne lockte und mein neues Auto auch. Ich hörte, in Rheinland-Pfalz dürfe man auf die Campingplätze. So fuhr ich an den Rhein, nach Oberwesel, etwas südlich von St. Goar, 20 km nördlich von Bingen. Wie man sieht, habe ich einen Panoramaplatz erwischt.  

Zum Glück hatte ich kurz vorher einen Platz reserviert, und das erwies sich als schlau. Ich war da keineswegs allein, vielmehr stand Wohnmobil an Wohnmobil, auf allen Campingplätzen von Sankt Goar bis Bingen. (Weiter kam ich mit dem Fahrrad nicht.) Zwischen den riesigen Mobilen wirkte mein neuer PÖSSL Summit 600 plus etwas zwergenhaft.

Und nun ja, bei dieser meiner Jungfernfahrt bemerkte ich auch die Nachteile des neuen mobilen, aber doch relativ kleinen Ferienheims. Der Fahrradträger ist so hoch angebracht, dass ich das Fahrrad nicht allein befestigen und abnehmen kann. Die Kühlschrankgeräusche störten mich, allerdings nur in der ersten Nacht. Die beiden Gasflammen zum Kochen sind so dicht nebeneinander, dass darauf kein größerer Topf passt. Das ist es aber auch schon mit den Nachteilen. Die Raumdusche ist eine tolle Erfindung und für mich groß genug, um darin zu duschen.

Ich füllte die sechs Tage so aus, wie ich es üblicherweise mache. So ein Flussufer ist mir dabei sehr angenehm, weil man sich weniger verirren kann. Ich bewegte mich in beide Richtungen abwechselnd mit dem Fahrrad und joggend. Und dann waren da noch die steilen Hänge, die man hinaufklettern konnte, um oben Reste von mittelalterlichen Burgen zu sehen.

Anders als üblich war es, mit Maske ins Restaurant zu gehen. Aber essen mit Maske geht ja nicht, und deshalb hat man es als Gast wesentlich besser als die Tischbedienung, die ihre Arbeit nur mit Maske erledigen darf. Auf dem Campingplatz sprach ich manchmal die falschen Leute an, weil ich sie mit Maske nicht erkannte. Das hatte aber hauptsächlich damit zu tun, dass dort anscheinend nur ein Typ Mann vertreten war, ungefähr in meinem Alter, weichendes weißes Haupthaar, stattdessen Bart. Und die konnte ich leider aufgrund der Masken nicht unterscheiden, vielleicht hätte ich das in maskenlosen Zeiten aber auch nicht geschafft. Das weibliche Geschlecht war variantenreicher, und so hatte ich damit keine Schwierigkeiten.

Anzumerken ist noch, dass nur Wohnmobile auf dem Campingplatz stehen durften, die mit allen sanitären Einrichtungen ausgestattet sind. Die öffentlichen Sanitäranlagen des Platzes waren noch geschlossen. Das sind die Regeln in Rheinland-Pfalz. Eines Abends hatte ich Nachbarn, die hatten zuvor auf der anderen Rheinseite gestanden, und weil dort Hessen ist, sagten sie, galten da andere Regeln. Jedenfalls seien dort die Sanitäranlagen geöffnet gewesen.

So ist es nun einmal in Deutschland. Die Bundesländer dürfen vieles selbst entscheiden, auch wenn sie unter einem Dach sind. So wünsche ich es mir auch für Europa, und wenn dann einzelne Länder vieles selbst entscheiden können, dann ist es ja gut. Es sollte jetzt aber mal langsam das Dach entstehen!

 

Der Rhein und mein Schatten

Im Städtchen stand eine alte Weinpresse.

Und von diesem Rathaus mit seinem großen Weinglas animiert, fand ich an der nächsten Ecke einen Winzer, der mir gern seine Weine anbot, so dass ich eine Kiste mitnahm.