Das Auto will gefahren werden, dachte ich, es fing schon wieder an, mich laut zu rufen. Er hat recht, der kleine Camper, dachte ich darauf, und packte schnell alles Mögliche ein, um dieses Mal Richtung Nordosten zu fahren, zum Südrand der Lüneburger Heide. Ich hatte einen Campingplatz an einem See entdeckt, und ich wollte endlich einmal wieder ein paar Züge schwimmen. In den Freibädern muss man sich in diesem Jahr vorher anmelden, und das ist mir, ehrlich, zu lästig. Ich fuhr bei strömendem Regen auf die A2 Richtung Hannover, hinter Hamm kam aber schon die Sonne schüchtern zum Vorschein.
Ich suchte mir einen schönen Platz auf dem Campingplatz (Hüttenseepark, Winsen/Aller Meißendorf), und dann suchte ich die Bademöglichkeit. Ich war ein bisschen enttäuscht, weil sich diese als relativ kleiner Teich entpuppte, abgetrennt von dem übrigen See. Das Bad fand ich jedoch erfrischend, legte mich danach in den Sand am Ufer und freute mich über die wohlige Wärme auf meinem Körper. Zum Glück hatte ich etwas Essbares mitgenommen, denn die nächste Einkaufsmöglichkeit war in Winsen, ungefähr 8 km entfernt. Deshalb ist ein Fahrrad unabdingbarer Begleiter, man kann so etwas nie wissen. Am Campingplatz gab es auch ein Restaurant, aber das hat nur an bestimmten Tagen geöffnet. Das Angebot ist etwas über Pommesbudenniveau. Ich aß dort am letzten Tag.
Nach Winsen fuhr ich am nächsten Tag mit dem Rad, dort gab es jede Art von Discounter und Supermarkt, alles gut bewacht von einem Storchenpaar auf einem Turm gegenüber dem Eissalon. Sonst war da nicht viel.
Während der 5 Tage meiner Anwesenheit am Hüttensee wanderte ich einmal um den See herum, vergaß jedoch, mich mit Mückenspray einzusprühen, was wichtig gewesen wäre. Einmal fuhr ich mit dem Rad zum nächsten Dorf Richtung Westen. Die Landschaft besteht abwechselnd aus Weiden, Feldern und Wald. Ich fuhr über eine breite Landstraße, leider ohne Fahrradstreifen, der Verkehr hielt sich in Grenzen. Rechts waren in kurzen Abständen Warnschilder, weil sich dahinter ein riesiges Nato-Militärgelände ausbreitet. Ständig hörte man das Schießen und ich fragte mich, was das wohl bringt.
Am letzten Tag fuhr ich mit dem Rad 23 km in die andere Richtung und kam nach Celle. Die ganze Strecke war mit einem guten Radweg versehen. In Celle war gerade Markt vor dem wunderschönen Rathaus mit einer bemerkenswerten Fassade. Auch gibt es dort lange Reihen mit alten Fachwerkhäusern im Zentrum, die unter anderem schöne kleine Läden beherbergen. Ich ging noch zum Schloss mit einem gepflegten weitläufigen Park davor, wo sich gerade ein Hochzeitspaar fotografieren ließ, ohne Masken.
Übrigens bezahlte ich auch auf diesem Campingplatz wieder 15 Euro die Woche, nicht stückelbar, für WLAN. Am ersten Tag funktionierte es sogar an meinem Platz, dann aber nicht mehr. Ich beschwerte mich so lange, bis man mir als Trost ein zweites Passwort für ein zweites Endgerät gab. Auf einer gewissen Bank ein paar Meter entfernt hatte man Empfang. Ohne WLAN war man von sämtlichen Funkwellen abgeschnitten. Es unterschied sich in der Beziehung also nichts von meinem Aufenthalt in Oberwesel am Rhein. Es bleibt also spannend. Wir werden sehen, was zuerst passiert: Der Einsturz der Leverkusener Brücke oder flächendeckende Internetversorgung in unserer Republik.
Friedhof einer Gutsfamilie im Wald. Der Gutshof gehört jetzt dem NABU, dort sah ich auch das Schild oben, es ist für die jungen Kröten gedacht.
Blick über den See mit seiner eigenen Geräuschkulisse, einer Mischung aus Vogelzwitschern, Insektenschwirren und als Hintergrundsound pausenloses Schussgeballer
Das Rathaus von Celle mit Markt, ein typisches Bild des Jahres 2020, und ich hoffe sehr, nur des Jahres 2020, aber wer weiß das schon.