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Suche nach Michelangelos David

Die Statue befindet sich in der Galleria dell'Accademia und ich stellte gestern Vormittag fest, dass man an Samstagen Tickets nur online bekommt. Ich bekam einen Termin um Viertel vor vier, machte mich aber viel früher mit dem Rad auf den nun schon gut bekannten Weg am Arno entlang. Weil ich aber den intelligentesten Weg suchen wollte, verfranste ich mich und Google führte mich daraufhin über sehr Fahrrad unfreundliche Straßen, wo ich sogar von Bussen verfolgt wurde. Ich genehmigte mir vorher noch ein Eis, machte einen Orientierungsgang und stellte fest, dass ich ohne Google besser dran gewesen wäre, denn ich stand plötzlich vor dem Dom, der sich ganz in der Nähe befindet. Der ist in der Tat nicht zu übersehen und ich wusste laut Stadtplan, dass dieses Museum sich hinter dem Dom befindet.

 

Es war zwar noch eine halbe Stunde bis zu dem mir genannten Termin, als ich zum Eingang ging. Nach Kontrolle des Impfpasses und Fieber messen stand ich sehr schnell dieser kolossalen Statue gegenüber, von Michelangelo aus einem Marmorblock am Stück herausgemeißelt. Bei der Betrachtung eines Originals entdeckt man oft Dinge, die man auf Fotos nicht bemerkt. Mir schien besonders die rechte Hand sehr groß und grob, die Hand eines Handwerkers, wobei der Rest der Figur die schwungvolle Schönheit eines jungen Menschen darstellt. Ich meine, die Hände passten nicht zum Rest des David. 

Auch in diesem Kunsttempel gab es weitere Statuen zu bewundern, darunter nicht vollendete Skulpturen von Michelangelo. Die waren für den Papst bestimmt, aber er hat sie nicht fertiggestellt. Andere Arbeiten sind ihm dazwischengekommen. Das kann man in Geschichtsbüchern nachlesen.

Ich wurde noch in eine zweite Etage geführt, die Werke der gotischen Epoche zeigt. Ich las, dass sich diese zum Teil mit der Renaissance überschnitten hat. Beim Betrachten dieser Altarstücke und Ikonen fiel mir ein, dass ich doch einmal das Ikonenmuseum in Recklinghausen besichtigen sollte, um Vergleiche zwischen den italienischen und slawischen Künstlern anstellen zu können. 

Den David fand ich an diesem Samstagnachmittag also. Abschließend kann ich doch sagen, dass die vielen Stunden in den Museen mir die einzelnen Epochen der Malerei vorgestellt haben und ich mich somit kulturell gebildet habe. Dabei vergaß ich sogar meinen angeschlagenen Fuß und die vielen Mückenstiche. 

Was mir auf dem Rückweg noch passierte, war nicht kulturell und vielleicht auch nicht unbedingt notwendig. Ich erstand eine Lederjacke, über deren Preis man schweigen sollte, aber ich konnte nicht widerstehen. 

Und heute erhole ich mich von aller Kultur, werde gleich meine Füße in meine Joggingschuhe stecken und hoffen, dass mein linker Fuß eine kleine Runde zulässt. Mit Mückenspray besprühe ich mich derzeit jede halbe Stunde und hoffe, es nützt. Morgen geht es weiter. 

Hier noch einmal der Versuch, den Dom in seiner Kolossalität per Foto einzufangen.