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Il Collaccio, Preci, Umbrien

Am Montag startete ich gegen halb zehn vom Campingplatz in Florenz, um danach eine halbe Stunde vor der Autobahnauffahrt im Stau zu stehen. Ich stellte fest, dass die Autobahn nach Norden voller Staus war, Richtung Rom war nicht viel Verkehr, also hatte ich Glück. Auf dieser Autobahn fuhr ich ungefähr 80 km nach Süden, danach durchquerte ich den Stiefel über staatliche Autobahnen Richtung Perugia, Assisi und noch ein Stück. Als ich fast angekommen war, wollte mein Navi mich einen Feldweg ins Gebirge hochschicken, was mich zum Wenden veranlasste, um danach den Campingschildern zu folgen, die ich plötzlich sah. Navi macht manchmal blind. Dieser Campingplatz liegt auf circa 700 m Höhe am Berg und ist terrassenförmig angelegt. Ich richtete mein Auto dreimal in verschiedenen Positionen aus, um festzustellen, dass ein Schrägstand nicht zu umgehen war. Unterlegklötze habe ich nicht und das ist mir alleine auch zu kompliziert. Also stelle ich etwa eine  geöffnete Weinflasche so, dass sie nicht den Tisch hinunterrutscht. 

Beim Öffnen des Campers kam mir eine Schraube entgegen. Das liegt wohl an den staatlichen italienischen Autobahnen.

Der Ausblick von meinem Platz ist allerdings atemberaubend. Auch vom Pool aus hat man eine faszinierende Sicht in ein langes Tal hinein. Abends verwandeln sich die Farben der Berge am Horizont in verschiedene Blautöne, und dann, wenn die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind, beginnen die Sterne ihr Lichtspektakel. 

Ich habe mir vorgenommen, nicht zu viel zu unternehmen. Joggen ist schwierig, ich werde daher in den nächsten Tagen die Umgebung gehend erkunden. Das Fahrrad kann ich natürlich auch vergessen. 

Gestern erkundigte ich mich an der Rezeption, ob es geführte Wanderungen gebe. Vom Campingplatz aus leider nicht, sagte man mir. Aber sie gaben sich große Mühe und stellten einen Kontakt zu einer Trekking-Agentur her. Sie buchten eine Tour für Freitag und ich solle mich an einen Treffpunkt circa 20 km von hier begeben. Ich hatte es nicht geschafft, sie zu unterbrechen, um zu erklären, dass ich nicht mit dem Camper dorthin fahren möchte. Darauf versprachen sie mir, etwas zu organisieren. Ich sollte später noch einmal nachfragen. Das hatte ich heute vor, aber da kam schon der Campingplatz-Chef an meinen Platz und sagte mir, seine Tochter würde mich hinfahren und auch mit wandern, damit ich mit ihr italienisch sprechen kann. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, geschehen erstaunliche Dinge, man muss nur einen ersten Schritt gehen.

Danach ging ich den Weg hinunter zur Ausfahrt des Campingplatzes, um die "Farm" zu suchen. Dort sollte man frische Produkte aus biologischem Anbau einkaufen können. Der Laden sei geöffnet, stand am Schild. Ich fand aber keinen Laden, nur ein paar Esel schauten mich an. Es gab eine windschiefe Hütte und einen alten Wohnwagen, aber ein Laden? Als ich mich noch ein wenig umsah, kam ein junger Mann. Wo der Laden sei, fragte ich. Er sei der Laden, sagte er und holte eine Waage. Es gebe allerdings nicht mehr viel zu verkaufen. Er ging dann mit mir durch die Reihen der Zucchini-Pflanzen und pflückte mir die ab, die ich wollte. In einem Gewächshaus waren Tomaten, wovon er mir ebenfalls welche abschnitt, und noch zwei kleine Paprika. Das Ganze für drei Euro. Ich unterhielt mich ein wenig mit ihm. Er erzählte mir, dass sie vor ungefähr zwei Jahren erst mit dieser biologischen Landwirtschaft angefangen hätten. Sie bauen Gemüse an, haben bereits Dinkel verarbeitet. Davon wird im Restaurant des Campingplatzes Pizza gebacken. Sie geben auch sonst das meiste ans Restaurant. 

Auch haben sie bereits Rebstöcke gesetzt. Nächstes Jahr wollen sie den ersten Wein probieren. 

Danach sollen Ziegen folgen, auch Hühner.

Ich fand das sehr interessant und machte einige Fotos.

Ich brachte das Gemüse zu meinem Camper und ging dann erneut los, um Preci zu erkunden. Dort gibt es eine Metzgerei mit einem kleinen Lebensmittelladen, eine Apotheke und einen Bankautomaten. Es gibt auch ein paar Minibars, wo garantiert keine Touristen sitzen. Ein verschlafenes Kaff auf dem Lande in den Bergen in der Mitte Italiens. Hier geht es mir besser als auf dem Ponte Vecchio in Florenz.

Die Touristen auf dem Campingplatz fahren entweder mit dem Auto von hier aus los, um etwas zu sehen, oder sie liegen am Swimming-Pool. Manche gehen auch von hier aus wandern, aber das ist mir nicht so ganz geheuer alleine. Ich habe mich schon einmal mehr getraut. Jedoch, wie immer, werde ich mich überraschen. Mal schauen.