Endlich habe ich es noch einmal geschafft, an die französische Mittelmeerküste zu fahren, und das nicht Richtung Perpignan, sondern an die berühmte Côte d'Azur, wo jeder Franzose und auch andere Europäer sich ab und zu blicken lassen, wenn sie "was auf sich halten". Im Figaro las ich, dass sogar Macron hier zurzeit die Füße ins Wasser steckt. Aber bestimmt nicht dort, wo ich an den Strand gehe.
Vorgestern kam ich recht früh am Tag auf dem Campingplatz an. Ich war noch zwei Tage in Aix-en-Provence gewesen, gerade genug Zeit für einen Stadtbummel und das Cézanne-Museum.
Der Campingplatz hier ist relativ klein, ruhig, hat einen schönen Pool und mit Hecken abgeteilte Parzellen, die schattig sind und von angenehmer Größe. Allerdings muss man einen guten Kilometer überwinden, um das Meer zu sehen. So stand es auch auf der Internetseite. Wie ich es immer mache, suchte ich zuerst den Strand. Einen Kilometer kann man zu Fuß schaffen, dachte ich. Es geht relativ steil den Berg hinunter, und wenn man das Meer schimmern sieht, muss man durch einen Fußgängertunnel unter der Bahnlinie her. Dann hat man aber keinen Strand, sondern ein paar Steine und eine Bucht von einem Quadratmeter. Rechts davon kann man sich ebenfalls hinsetzen, wenn man einen Sonnenschirm dabei hat und einen die Straße direkt neben dem Handtuch nicht stört. Ich habe einen Sonnenschirm an Bord, den ich aber nicht zu Fuß dorthin schleppen will noch passt er aufs Fahrrad. Zum Stadtzentrum ist es am besten, die Straße ab dem Tunnel zu fahren. Es gibt dort sehr gute Radwege, einen in zwei Richtungen und auf der anderen Straßenseite nochmal einen.
Dann kommt man am Hafen raus. Hier liegen derzeit schöne Jachten, und obwohl die Russen weg sind, gibt es noch genug Reichtum zu bewundern. Entsprechend ist das Kaufangebot in den quirligen Gassen dahinter. Verhungern kann man hier auch nicht, es gibt Restaurants aller Kategorien.
Während ich schlenderte, entdeckte ich direkt am Meer ein preislich etwas gehobeneres Restaurant, was nur leicht untertrieben ist, mit verlockenden Menüs. Kurz überlegte ich, ob ich mir das an einem Abend leisten sollte. Das könnte ich jedenfalls eher als eine Jacht kaufen. Andererseits, dachte ich, wäre es doch irgendwie übertrieben theatralisch, ausgerechnet dort allein zu speisen.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass der Tourismus hier ziemlich geteilt ist. Wenn man ein Boot hat, kann man von dort aus schwimmen oder den ganzen Tag Champagner trinkend darauf herumlümmeln. Wenn man aber auf einem Campingplatz steht - das geht hier aufgrund der landschaftlichen Lage nur etwas außerhalb der Strände - dann muss man ungefähr 4 km mit dem Fahrrad fahren, um eine kleine Nische zu finden, in der man einigermaßen kauern kann. Es gibt in der Ecke Richtung Nizza keinen Campingplatz direkt am Meer, der dazu nicht weit der bekannten Stadtzentren liegt. Zum Schwimmen sind die Strände um Perpignan herum wesentlich schöner. Da ich aber noch nach Italien weiterfahren möchte, bin ich hier gelandet.
Das Meer ist diesen Sommer übrigens nicht viel kühler als der Indische Ozean. Nach dem Unwetter auf Korsika schwimmen noch Tangteile herum, aber es ist schon wieder sehr ruhig, so wie ich es liebe.
Trotz der kleinen Widrigkeiten habe ich heute einen großen Teil des Tages am Meer verbracht, allerdings bin ich ein ganzes Stück mit dem Fahrrad am Strand entlang gefahren, bis ich einen Platz hinter ein paar Steinen fand, von wo aus man die Straße nicht sieht. Bis ich Hunger bekam, war mein Standort unter einem fest installierten Sonnenschirm aus Stroh. Davon gibt es einige an einer bestimmten Stelle, die ich am Tag zuvor herausfand. Als ich dann Hunger bekam, offenbarte sich mir sozusagen rechtzeitig ein Restaurant fast neben mir. Dort aß ich gut, trank ein kleines Glas Wein dazu und war mit der ganzen Welt versöhnt. Nach dem Mahl war der Schattenplatz unter dem Schirm weg und ich ging ein kleines Stückchen weiter, wo ich einen großen Stein zum Draufsitzen enterte. Inzwischen stand die Sonne etwas schräger und so war hinter dem Stein aufgrund einer Mauer ein bisschen Schatten entstanden. Ich ging noch einmal ausgiebig in der warmen Badewanne schwimmen und fuhr dann mit meinem Rad zurück. Lästig ist dabei immer der Anstieg zum Campingplatz. Das ist ein wirklicher Nachteil und dieser hindert mich auch daran, abends nochmal in das Zentrum von Antibes zu fahren. Allerdings bleibt dadurch wohl manch ein Euro mehr in meinem Portemonnaie.
Antibes, Abendstimmung
Hier noch die verschiedenen Alternativen eines Strandbesuchs von Antibes. Entweder durch den Tunnel und dann am Strand rechts daneben, ca. 1 km vom Campingplatz entfernt, Hinfahrt zügig mit dem Rad, Rückfahrt mit Absteigen zwischendurch, da sonst zu großer Flüssigkeitsverlust. Kein Radweg. Oder am Stein wie unten links, 4 km mit dem Rad, ab dem Tunnel noch 3 km auf einem guten Radweg, keine weitere Steigung. Oder rechts neben dem Tunnel an der Straße, am rechten Bildrand die Bahnlinie. Es gab weitere kleine Buchten direkt neben dem Hafen von Antibes und unter der Festung vor der Innenstadt. Aber winzig und sehr behandtucht, wenig Platz dazwischen.