Am Samstag verließ ich Antibes, die Côte d'Azur, Frankreich, ein wenig traurig sogar. Wer weiß, wann ich wieder hinkomme in das Land, das ich nie nur als Touristin kennengelernt habe.
An Nizza vorbei, durch die beeindruckende Meer- und Felskulisse um Monaco, verläuft die Autobahn, den Felsen abgetrotzt, durch Tunnel und über Brücken, so kurvig wie nötig. Auf der letzten Raststätte vor der italienischen Grenze tankte ich voll. Und dann war ich in Italien, wo die Streckenführung bis Genua gleich der in Frankreich ist. Tunnel an Brücke, Bauwerke hoher Ingenieurskunst. In Genua passierte ich die neue Brücke. Ingenieurskunst ist ja eine Sache, aber ohne Wartung und Instandhaltung kracht das alles irgendwann zusammen, ob in Italien oder in Deutschland.
Hinter Genua führte die Autobahn durch immer flacher werdendes Land und ich kam zügig voran. Den Campingplatz bei Cecina, südlich von Livorno, fand ich ohne eine extra Runde wie von selbst. Ich wurde freundlich empfangen, diesen Platz hatte ich reserviert. Ein noch freundlicherer Nachbar half mir beim Einparken und dem Herunterholen meines Fahrrads. Das war gut so, denn ich war ein bisschen geschlaucht. Ich hatte in der Nacht zuvor nicht gut geschlafen, und diese Küstenautobahn fordert einen doch irgendwie heraus, außerdem war es wieder über 30 Grad und trotz Klimaanlage prallt die Sonne auf die große Frontscheibe.
Inzwischen habe ich mir Cecina angeschaut, was sich aber nicht unbedingt lohnt. Am Meer jedoch reihen sich an einer langen Promenade eine Menge Restaurants auf. Dort bekomme ich auch sonst alles, was ich brauche. Oben der Hafen mit kleinen und mittleren Booten, die Riesenboote wie im Hafen von Antibes sucht man hier vergebens.
Gestern Morgen wurde ich von Gewittergrollen geweckt. Es regnete am Vormittag tatsächlich eine gute Stunde und ich dachte mir schon Ausflüge mit Bussen und Fahrrad aus. Aber als ich die 5 km ins Zentrum von Cecina gefahren war, tropfte mir der Schweiß schon wieder aus den Haaren.
Nachdem ich die Promenade gefunden hatte, stand fest, dass ich am Abend nicht kochen würde. Zurück zum Campingplatz begleitete mich Donnergrollen und eine dunkle Wolkenfront. Ich machte eine Mittagspause, während welcher ich die italienische Zeitung las, die ich gekauft hatte. Ich wartete auf das Gewitter. Als es einfach nicht kommen wollte, ging ich zum Strand. Allerdings ohne Sonnencreme und ohne Liegestuhl, natürlich auch ohne den alten schweren Sonnenschirm, den ich an Bord habe. Ich ging einfach ins Wasser und sah vom Meer aus, wie sich die Gewitterwolken wieder verzogen. Indem ich in schneller Folge Sonnenbaden und Schwimmen abwechselte, wurde es mir nicht zu warm. Trotzdem brannte nach drei Stunden meine Haut ein bisschen. Es ist aber nichts passiert, sie hat sich wohl schon an die Sonne gewöhnt.
Auf dem Campingplatz kaufte ich mir den kleinstmöglichen Sonnenschirm, den man auch mit dem Fahrrad transportieren kann. Hätte ich das nur schon in Frankreich gemacht!!
Und dann kam der Abend. Das Gewitter hatte sich ungeschehen vom Himmel verabschiedet, so dass ich getrost zur Promenade fahren konnte, ungefähr 2,5 km, aber ohne Steigung. Und sogar gibt es fast durchgehend einen super guten Radweg.
Ich fuhr langsam die gesamte Promenade entlang und als sie fast zu Ende war, fand ich ein schönes Restaurant, wo man am Strand sitzen konnte. So genoss ich bei Speisen und Getränken einen wunderschönen Sonnenuntergang, wobei ein paar verbliebene Wolken und Wolkenschleier nacheinander die Farben rosa bis tiefrot annahmen. Bevor es ganz dunkel wurde, schimmerte ein Teil des Meers so dramatisch wie altes Blut. Ich musste an all die Leute denken, denen es nicht so gut geht wie mir und die auf der anderen Seite dieses Meeres hoffen und kämpfen und so oft schon verloren haben.
Mir vor dieser Kulisse ein Abendessen servieren zu lassen gefiel mir besser als selber zu kochen.