Seit ich hier bin, zogen immer wieder Wolken heran, Donnergrollen war mal weiter und mal näher hörbar, aber es passierte nichts. Die Wolken verzogen sich wieder. Inzwischen habe ich mir den billigsten Sonnenschirm gekauft, den es gab. Ich nahm ihn mit zum Strand, zusammen mit meiner Liege, Strohhut auf dem Kopf. Den trage ich inzwischen ganz gern, um meine unordentliche Frisur zu verbergen. Während ich meine neue Schirmerrungenschaft in den Sand platzieren wollte, kam Wind auf, und dabei dämmerte mir, dass dieser Minischirm weder dem Sandboden noch dem Wind lange würde standhalten können. So knallte er zügig dem nächsten Vorbeikommenden vor die Füße. "Non funziona" sagte ich, und er bestätigte es mit "no". Etwas später beobachtete ich, wie ein Landsmann einen Schirm gleicher Bauart in den Sand eindrehte und ich bat ihn, mir zu helfen. "Der ist ja besonders dünn" meinte er, aber er half mir trotzdem und der Schirm hielt länger als die Sonne schien. Die wurde irgendwann durch eine Wolke abgedeckt. Am Tag darauf war weniger Wind, mein Schirm hielt! Dann aber kam eine breitere Wolkenfront und ich fror unter dem Schirm. Also machte ich ihn zu, Hauptsache ich habe einen. Gleichzeitig kam mir der Gedanke, endlich nochmal joggen zu gehen, wenn die Sonne schon einmal aufhört, so brutal zu scheinen. Das setzte ich zügig in die Tat um, ich lief durch den schattigen Pinienwald. Noch stehen die Pinien ja, wenn sie auch traurig aussehen, noch spenden sie viel Schatten. Allerdings hört der Parallelweg zum Strand an jeder Seite ziemlich früh auf, so dass ich nur auf eine gute halbe Stunden Joggen kam. Andererseits war ich froh, denn die Sonne war längst zurück und trieb die Temperatur wieder hoch. Was jenseits des Zypressenwalds nicht auszuhalten war.
Gestern war ein eigenartiger Tag. Der Himmel war leicht bedeckt, ab und zu kam die Sonne aber doch. Ich verbrachte längere Zeit am Computer, bekam davon leichte Kopfschmerzen, die aufhörten, sobald ich mich bewegte. Ohne besonderes Ziel fuhr ich die Parallelstraße zum Strand entlang und schaffte es einfach nicht, ins Hinterland zu gelangen, wo kleine Dörfer kurz vor den Hügeln sind. Man müsste über die Bahnlinie, leider fand ich ohne Google nicht die richtige Straße. Am Morgen landete ich in Vada. Weil einige Tropfen kamen, fuhr ich zurück zum Campingplatz. Es war schwülheiß. Ich freute mich auf eine Mittagspause. Aber wie schon in Antibes, habe ich auch hier gegenüber Nachbarn, die gern viel reden. Dieses Mal sind es Schweizer. Die verstehe ich zwar weniger als den Franzosen, der den ganzen Tag laut Familiengeschichten erzählte (nicht mehr, eher sich selbst). Jedoch die Lautstärke ist die gleiche. Schweizerdeutsch kann ich aber nicht.
Ich fuhr dann nochmal mit dem Fahrrad los, folgte einer kleinen Seitenstraße, die aber bei einem Privatverkauf von toskanischen Spezialitäten, Weinen und Olivenöl endete. Ich würde gern Öl und Wein kaufen. Das Öl boten sie mir für 6 Euro mehr als hier um die Ecke an, wo ein kleinerer Produzent sitzt. Ich bat dann erst einmal darum, Weine zu probieren. Die freundliche Frau brachte mir drei Flaschen und drei Gläser. Einer schmeckte mir überhaupt nicht, von den beiden anderen kaufte ich. Ich sei mit dem Fahrrad da, sagte ich, was man ja auch sah. Ich könne erst einmal nur den Wein mitnehmen, sagte ich, das Öl würde ich später holen. So zog ich mich aus der Affäre.
Die Tageszeit war nach meiner Rückkehr zum Campingplatz immer noch zu früh, um nichts mehr zu tun. Die eigenartige Trägheit war durch die Weinprobe verschwunden. Ins Meer wollte ich nicht mehr gehen, um meinen Haaren einmal einen Tag Ruhe zu gönnen. Also ging ich noch kurz in den Pool, duschte dann und bereitete mir in Ruhe eine schöne Mahlzeit an meinem Platz zu.
In der Nacht wurde ich durch ein heftiges Gewitter geweckt. Es machte mich unruhig, weil ich immer Angst habe, die Markise könnte zusammenbrechen. Es schüttete fast eine Stunde lang, dann wurde der Regen weniger. Es hatte aber keine einzige Sturmböe gegeben. Am Morgen stellte ich fest, dass nichts passiert war. Ich habe meine Markise so gespannt, dass sich darauf kein Regen sammeln kann, durch die unterschiedliche Höhe der Stützen habe ich eine Schräge hergestellt, so dass das Wasser gut abfließen kann.
Jetzt kommt die späte Vormittagszeit, ich werde den Himmel wieder begutachten, die Wetter-App taugt übrigens nicht viel. Und dann werde ich einen Plan für den Tag machen und hoffentlich ausführen.
Der Pinienwald, den man zum Strand durchqueren muss, hat einmal bessere Tage gesehen. Wenn man von unten in die Bäume schaut, sehen sie ziemlich kahl aus. Die Sonnenuntergänge am Meer haben mich beeindruckt, sie funktionieren noch.