Die fast 400 km von Beauvoir bis Amiens kam ich zügig voran, den größten Teil der Strecke fuhr ich so zurück, wie ich gekommen war. Auch über die unglaublichen Brücken über die Seinemündung und den Seine-Seitenkanal bei Le Havre musste ich zurück. Sie waren mir auf der Hinfahrt zum Mont Saint Michel schon ein bisschen unheimlich gewesen, denn von unten sieht es aus, als schwebten die Autos durch den Himmel und nur über einen ganz schmalen Fahrstreifen. Ich hatte gedacht, das wage ich nicht, als ich aber die Riesenlaster auch darüber schweben sah, habe ich mich denn doch getraut. Hatte auch keine andere Wahl.
Wieder zum Rückweg, irgendwann ging die Autobahn ab Richtung Amiens. Ich hatte mir einen Stadt-Campingplatz ausgesucht. Ich würde hier zwei Nächte bleiben, um mir noch in Ruhe die Stadt anzuschauen. Ich hatte nicht gebucht, bekam aber einen sehr schönen Platz mit Halbschatten. Und ruhte mich lange aus, hatte zu nichts mehr Lust. Gegen fünf fuhr ich dann doch nochmal los, um den Weg zum Zentrum und eventuell etwas zu essen zu finden. Ich hatte zwar noch vorgekochtes eingefrorenes Möhrengemüse an Bord, aber schon wieder nicht die richtige Lust darauf. Komisch, lieber bin ich bei Sturm und Ungemach durch die Gegend gefahren, als das Zeug endlich zu essen. Aber jetzt war es schön warm, schon zu warm. Den Radweg in die Stadt fand ich nicht, dafür aber nach 5 Minuten einen Riesensupermarkt, wo ich mich mit Lebensmitteln aller Art versorgte und schon für zu Hause einkaufen konnte.
Am nächsten Tag, dem letzten meines Urlaubs, fragte ich nach dem Radweg zur Innenstadt und fand ihn dieses Mal ganz leicht, immer an der Somme entlang, bis fast vor die imposante Kathedrale, die ich schon von weitem, über dem Fluss emporragend, gesehen hatte. Ich umrundete den kolossalen Bau, der ein wenig an den Dom von Straßburg, aber auch an die Notre Dame in Paris erinnert. Ich ging hinein und war erschlagen von der Höhe und Weite des Innenraums. Da ich lange nicht im Kölner Dom war, verglich ich das Innere damit und er erschien mir nicht weniger groß.
Dann bummelte ich durch die Straßen um die Kathedrale herum, wollte ein wenig die Läden ansehen, probierte auch Sachen an, ohne wirklich daran interessiert zu sein. Ich setzte mich dann in der Einkaufszone draußen in einen Restaurantbereich. Ich bekam ein Gericht, von dem ich zuerst den Reis probierte, der kalt war, dann aß ich von dem Gemüse, das aus lauwarmen Erbsen, Möhren und Zucchini bestand, und dann erst ging ich an das kleine Stück Fisch, wobei ich mir fast den Mund verbrannte.
Was ich wirklich suchte, war ein Buchladen. Endlich fand ich einen. Hier hielt ich mich länger auf und entschied mich für zwei kleine Bücher, auf deren Lektüre ich mich freute. Ich schlenderte danach an der Kathedrale vorbei zum Somme-Ufer hinunter, wo sich die Restaurants aneinanderreihten. Hier fand ich eine Bude, die tatsächlich Eis anbot, auch wenn alle Küchen schon wieder geschlossen hatten. Eine Kugel nahm ich, im Hörnchen, die Kugel war nicht übertrieben groß, kostete jedoch drei Euro. Dafür setzte ich mich auf einen Stuhl und wehe, der Typ hätte gesagt, ein Hörnchen muss man im Gehen essen, dann wäre ich einfach sitzen geblieben und hätte ihn nicht verstanden.
Trotzdem erfrischte mich das Eis und so fuhr ich gemütlich an der Somme entlang zurück zum Campingplatz.
Unten: Die Kirche von weitem, von innen, einmal spiegelverkehrt mit auf dem Wasser stehendem Mann, der kein echter ist, historische Häuserzeile, und letzter abendlicher Radausflug an der Somme entlang.