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Italienreise erste Reisetage

Heute ist schon Mittwoch, morgen will ich in Rom sein. Den Campingplatz dort habe ich reserviert, für 4 Tage. Das ist aber auch der einzige Platz, den ich reserviert habe, weil ich, ehrlich gesagt, ein bisschen Stress haben werde, mich Rom zu nähern, und so weiß ich wenigstens, dass mir am Ende der Fahrt ein Stellplatz sicher ist.

Es ist ziemlich warm. Ab dem Mittag fängt mein Körper an, Wasser aus allen Poren abzulassen, mit zunehmendem Alter vor allem aus dem Hinterkopf, so dass ich immer nasse Haare habe. Das ist mir peinlich, deswegen habe ich eine Kappe und einen Strohhut dabei, damit das nicht so auffällt.

 

Am Samstag fuhr ich also los, und Richtung Süddeutschland fing das bereits an. Im Auto habe ich natürlich die Klimaanlage, aber die muss ich auf die Frontscheibe richten, damit das Navi nicht zu heiß wird und streikt. In Müllheim-Neuenburg, das ist ziemlich am Südende Deutschlands, kenne ich einen Campingplatz, wo man immer einen Stellplatz bekommt. Es ist ein Durchreisecampingplatz nahe an der A5. Die kennen mich dort schon, dort waren wir schon mit dem Wohnwagen. Es gibt dort eine Sauna und ein Hallenbad. Die Sauna ließ ich aus, lief zügig Richtung Hallenpool, die Seitenteile der Halle waren geöffnet, und als ich im Wasser war, fühlte sich das nach höchstem Glück an.

 

Am Sonntag war die Durchquerung der Schweiz dran. An der Grenze schaute niemand, ob ich die Vignette an der Scheibe habe. Daher hatte ich mich bei Entfernung der vom Vorjahr dermaßen in den Daumen geschnitten, dass ich immer noch nicht richtig greifen kann und gestern die Wunde sogar wieder aufgeplatzt ist. Ich hoffe nun auf Heilung, ihr Schweizer mit eurer doofen Vignette. Die Österreicher regeln das bereits digital!

 

Die Wartezeit vor dem Gotthard betrug eine halbe Stunde, was ganz okay ist. Vor dem Stau besuchte ich noch schnell eine Toilette, hier oben war es angenehm kühl. Ich bin wahrscheinlich nicht die große Ausnahme derer, die sich freuen, wenn nach den fast 17 Kilometern Tunnel das Tageslicht endlich durchschimmert. Die Talfahrt durch das Tessin fühlt sich immer an wie Schweben, schnell war ich an der italienischen Grenze, dort war kein Stau. Ich hatte mir vorgenommen, nicht den mir bekannten Campingplatz direkt an der Autobahn anzusteuern, sondern einen an einem See zu suchen. Am Comer See selbst gibt es keine Plätze, nur einen Stellplatz mitten in Como mit viel Verkehr und keinem Schatten. Also fuhr ich so 15 km, zuerst durch Como und dann etwas abenteuerlich herum, und als ich an einem schönen Platz an einem verheißungsvollen kleinen See ankam, war dort alles voll. Ich solle den nächsten ein paar Kilometer weiter nehmen. Das Wasser floss schon wieder aus den Haaren, ich hatte keine Lust mehr auf Rumkurven, also rief ich dort an. Sie hätten einen Platz für mich, sagte mir eine Frau. Dabei merkte ich, dass mein Italienisch stark dezimiert war.

 

Das änderte sich in den nächsten Stunden. Kaum hatte ich mich dort auf dem Campingplatz mit dem hoffnungsfrohen Namen "Due Laghi" (zwei Seen) installiert, Haare bereits triefend, halfen mir ein italienisches und ein französisches Paar mit kleinen Informationen. Ich solle bloß nicht in den See gehen (den hinten, der vor meinem Wagen war sowieso mit Wasserrosen voll bedeckt, da konnte man nicht rein). Wir gingen gemeinsam zu dem See auf der anderen Seite des Platzes und da sah ich eine unappetitliche Brühe, allerdings auch Fische. Das sind die widerstandsfähigen, sagte nachher der Franzose, denen macht Gift nichts mehr aus. Es gab aber einen Pool und, kaum war ich da drin, fühlte ich mich wieder wohl.

 

Später hörte ich die beiden Paare, wie sie versuchten, sich gegenseitig von ihren Kindern und Enkelkindern zu erzählen, in einer italienisch-französischen Kombination. Ich wäre ja nicht ich, und außerdem muss man bedenken, dass ich alleine bin und Abwechslung mag, wenn ich da nicht hingegangen wäre. Ich half ihnen ein bisschen, damit sie sich kapierten, zeigte auch meine Kinder und Enkelkinder. Zum Dank bekam ich ein Glas Crémant, das ich aber nicht schnell genug trank. Nach kurzer Zeit war das Getränk brühwarm. Schade! Die Umgebungstemperatur betrug 32 Grad, im Schatten natürlich.

 

Und am nächsten Tag, also gestern, fuhr ich weiter. Ich war sehr schnell auf der italienischen Staatsstraße SS ("strada statale" / autobahnähnlich) Richtung Mailand, umkreiste zügig diesen Moloch Richtung Bologna, am Autobahndreieck Parma bog ich ab Richtung La Spezia.  Diese Autobahn Richtung Meer ist sehr speziell, voller Kurven und Brücken über grandiose Täler, die Geschwindigkeit ist meist auf 80 oder sogar 60 km begrenzt, woran sich kaum jemand hält, ich aber gestern doch und ließ mich auch mal von LKWs oder Reisebussen überholen. Ich bin letztes Jahr diese Autobahn auch gefahren, in die andere Richtung, aus der Toskana kommend, und damals habe ich mich ein bisschen treiben lassen. Dem widerstand ich gestern und genoss lieber die Landschaft.

 

Mir fällt noch ein, dass ich trotzdem Stress hatte, aber vorher schon ein Stück hinter Mailand. Ich hatte das Bedürfnis nach einer Toilette, nicht alles kommt immer aus den Haaren raus. Leider verpasste ich einen Rasthof und dann kam keiner mehr und es wurde furchtbar. Die Parkplätze an italienischen Autobahnen haben leider nie WCs, stellte ich dann fest. Aber ich habe ja eins an Bord zur Not, was ich dann auch benutzte. Habe ich in Südamerika immer gemacht.

 

Bei dem Campingplatz, auf dem ich bin, hatte ich auch vorher angerufen. Er ist ganz gut, hat auch einen Pool, ein Restaurant, Supermärkte und sogar Gemüsemärkte in Hallen befinden sich in fußläufiger Reichweite. Das Meer auch. Da bin ich gestern am frühen Abend noch hingegangen. Es war nach 6 Uhr (pm) immer noch sehr voll, das Wasser war bei Fußprobe sehr warm und ein bisschen mit grünem Tang oder sowas in der Art belegt. 

 

Mein Fazit bisher: Ich weiß ja nicht, ob die Seen neben dem Comer See schon lange am Umkippen sind oder ob da vielleicht aller Dreck reingeleitet wird, damit der Hauptsee sauber bleibt. Das Mittelmeer aber sah in den letzten Jahren an allen Stellen sauber aus, man konnte auf den Grund schauen. Wobei hier in Massa ein größerer Hafen ist, und vielleicht liegt das ja daran. Was ich allerdings weiß, ist, dass ich bisher nie so geschwitzt habe, ich bin sogar abends oft joggen gegangen. Dann wäre ich gestern bestimmt umgefallen. Ich frage mich, ob das nun am Alter liegt oder doch daran, dass es nicht ganz so heiß war früher. Gestern waren es am Nachmittag 37 Grad, gegen 11 Uhr (pm) bei 28 Grad habe ich mich in meine Karre getraut und habe dort unbekleidet und unbedeckt geschlafen mit allen Luken geöffnet. Gegen 4 Uhr heute Morgen bin ich wach geworden und habe eine leichte Decke genommen. Jetzt habe ich ein bisschen Kratzen im Hals.