Alle Wege führen nach Rom, und an einem Tag wurde es nicht gebaut, und was man so sagt, endlich bin ich mal da.
Über meinen kurzen Stopp in der Nord-Toskana am Meer sollte ich noch schnell ergänzen, dass der grüne Film im Meer von einer hineingebauten Mauer stammte. Deren Steine hatten im Wasser Moos angesetzt. Ich bin doch noch reingegangen und stellte das dabei fest. Das Wasser war ansonsten klar. Es hatte sogar eine heilende Wirkung. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir Halsschmerzen mit ein bisschen Fiebertemperatur eingefangen, was sich nach dem Baden besserte.
Aber nun zu Rom. Der Campingplatz liegt ziemlich direkt an der Umgehungsautobahn und war sehr leicht zu finden. Er besteht aus schönen Terrassen mit schnell erreichbaren sauberen WCs und Duschen, er hat auch einen großen Pool. Da ich nun mal hier bin, habe ich mein Programm durchgezogen, Hitze hin oder her. Für gestern hatte ich mir die Vatikanstadt vorgenommen. Ich hatte keine Tickets und daher keinen Zeitdruck. Vom Campingplatz aus fährt ein kostenloser Kleinbustransfer zur Haltestelle Prima Porta des Treno Urbano (S-Bahn). Der Transfer fährt um neun und um elf, wobei ich neun ziemlich früh und elf spät finde. Ich nahm den um elf. Der Vorstadtzug fährt dann alle 12 Minuten nach Rom rein, zur Piazza del Popolo, die ziemlich zentral liegt. Der Zug sieht so aus, als könne er keinen Meter mehr fahren, ohne stöhnend zusammenzubrechen, aber das täuscht, er ist pünktlicher als die Deutsche Bahn. Wenn er kurz vor Rom in den Untergrund eintaucht, sind die Bahnsteige nicht mehr niveaugleich mit dem Ausstieg. Dann fahren mit Donnergetöse Treppenstufen aus, so dass ich Angst bekam, als ich das zum ersten Mal hörte.
Auf der Piazza del Popolo angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren. Denn weder Google noch die Karte sagen mir, wo ich anfangen soll zu laufen, um die richtige Richtung zu erwischen. Um zum Petersdom zu gelangen, muss man von dieser Piazza aus den Tiber überqueren. Als ich die Richtung herausgefunden hatte, bediente ich mich mit Google. Aber dieses Programm hat sie manchmal nicht alle. Um ein paar Meter zu sparen, führte er mich über viele Seitenstraßen, so dass ich nicht mehr wusste, wo rechts oder links war. Irgendwann kam tatsächlich eine Brücke über den Tiber und dann sah ich auch schon die Engelsburg und den Petersdom. Davor ist eine Mauer gezogen. Damit die Kirchenleute wissen, wohin sie gehören. Um in den Dom zu gelangen, musste ich über eine halbe Stunde in der prallen Sonne stehen (bei 37 Grad im Schatten). Das war hart, aber ich wunderte mich, dass ich nicht umgefallen bin. Derweil konnte ich auf einer großen Leinwand den Papst betrachten, wie er seine Segnungen aller Welt gönnt. Dabei könnte er mal im Eingangsbereich seiner Kirche eine Schatten spendende Markise spendieren, dachte ich. Im Reiseführer hatte ich gelesen, man solle zuerst in die Kuppel aufsteigen, dann könnte man sich das Anstehen sparen. Das ist aber großer Unsinn. Man kommt nur durch den Dom in die Kuppel, und die kostet dann Eintritt, der Dom nicht. Die riesige Weite des Innenraums beeindruckte mich. Eine größere Kirche habe ich tatsächlich nicht gesehen. Dagegen ist der Kölner Dom doch etwas kleiner, so nach meinem Gefühl.
Für die Kuppel hätte ich nochmal anstehen müssen, allerdings im Inneren des Doms. Das Trinkwasser war mir ausgegangen und ich hatte Hunger, inzwischen war es Nachmittag, ich wollte nicht doch noch umfallen. So ging ich raus und füllte meine Wasserflasche an einem der öffentlichen Brunnen auf. Das ist gut in Rom, die haben an vielen Stellen kostenlose Wasserspender. Zu essen sparte ich mir, weil die mit Touristen vollgestopften Restaurants mit saftigen Preisen für fades Essen mich nicht so begeisterten. Also irrte ich noch etwas umher. Ich aß ein kleines Eis, ohne mich zu bekleckern, und dann nahm ich mir die Engelsburg vor. Die Schlange davor war erträglich. Es gibt dort ein paar Gemälde, ein paar Ausstellungsstücke und Erklärungen der Historie der Burg. Die Katholiken hätten ihren Ursprung gern auf das frühe Christentum zurückgeführt, auf ein so genanntes Wunder, aber die Burg stammt tatsächlich aus vorchristlicher Zeit. Während ich das alles las, führte mich der Rundgang langsam höher und höher, und dann war ich oben und hatte einen wunderbaren Blick über Rom, unter mir der Tiber, auf der einen Seite der Petersdom, von dem ich gerade gekommen war. Ich ließ die Eindrücke auf mich einwirken und freute mich, dass ich das alles sehen darf. Die Hitze machte mir weniger aus als ich befürchtet hatte, man muss nur genug trinken.
Den Rückweg nahm ich nun aber ohne Google am Tiber entlang. Meine Karte half mir dabei, und so war ich zügig an der S-Bahn-Haltestelle. Der kleine Bus des Campingplatzes wartete auch bereits und ich war schnell zurück. Es war schon fast halb sieben und daher unternahm ich einen Schnellspurt in den Swimming Pool. Danach wollte ich mir etwas zu essen machen, was ich nicht mehr schaffte, weil ich zitterte. Ich hatte den ganzen Tag außer dem Frühstück und einem kleinen Eis nichts gegessen. Was selten passiert, passierte dann. Ich schaffte im Restaurant eine komplette Pizza. Danach ging es mir gut. Die Pizza hatte übrigens den dünnsten und dabei knusprigsten Teig, den ich je gegessen habe, soweit ich mich erinnere.
Heute fuhr ich schon um neun. Von der Piazza del Popolo ging ich wieder zu Fuß, dieses Mal die Via del Corso. Diese entpuppte sich als Einkaufstraße mit den teuren Läden, aber - leider - auch mit solchen, deren Preise nicht so hoch sind. Ich registrierte im Vorbeigehen Lederjacken zu halben Preisen, nur so für den Fall, dass ich auf dem Rückweg Zeit hätte, einmal genauer nachzuschauen.
Schnell fand ich das Forum Romanum. Dafür hatte ich zu Hause schon ein Ticket gebucht. So ging ich mitten durch die alten Steine, die Höfe des Trajan, des Augustus und des Julius und das Forum Romanum selbst, wo die ganz alten Römer, die aus den Lateinbüchern, ihre Versammlungen abgehalten und ihre Politik gemacht hatten. Heute trug ich meinen Strohhut, das erwies sich als günstig. Allerdings stellte ich fest, dass ich kleine juckende Blasen auf den Füßen bekam, entweder verbrennen die langsam oder es ist eine Allergie gegen zu viel Sonne. Man wird sehen.
Nach dem Durchlatschen dieses riesigen Areals umrundete ich noch das Kolosseum und war ganz froh, dass ich da nicht noch rein musste. Hierfür hatte ich kein Ticket. Hierzu muss ich kurz anmerken, dass das Online-Angebot an Tickets dermaßen verwirrend ist, dass kein Mensch daraus schlau wird oder man sehr viel Geduld braucht, um das zu kapieren. Das hörte ich heute auch von anderen Leuten, scheint also nicht an meiner Doofheit zu liegen. Auf der Piazza di Venezia fand ich ein annehmbares Restaurant. Ich wollte nicht schon wieder ausgehungert auf dem Campingplatz ankommen. Die schickten mich in die obere Etage, weil draußen und unten nichts mehr frei war. Nur oben aber war klimatisiert. Wie fein! Ich aß ein günstiges Nudelgericht und trank ein Wasser (danach kaufte ich mir noch zweimal Wasser und eine Cola, Brunnen gab es hier nicht).
In einer Seitenstraße der Via del Corso drängten sich viele Leute. Ich wollte wissen warum und schlenderte auch dorther, vorbei an vielen afrikanischen Straßenverkäufern, die frustig in der Hitze ihren Mist anboten. Der Grund für die sich in der Hitze schiebenden Touristenmassen war der Trevi-Brunnen, der auf einmal vor mir auftauchte. Wenn man da rein dürfte, wären alle drin, zumindest mit den Füßen. Ich kehrte um, um die Via del Corso nicht aus den Augen zu verlieren und kam dann zufällig wieder an dem Lederjackengeschäft vorbei. Die Jacken für den halben Preis passten mir aber nicht. Da ich nun aber schon einmal angefangen hatte zu suchen, suchte ich mit der freundlichen Unterstützung eines Verkäufers weiter. Ich fand eine Jacke in der Farbe Cognac, man kann auch Hundekacke dazu sagen, ich finde den Farbton aber sehr neutral und außerdem steht er mir. Der Preis gefiel mir nicht, der war mir trotz Rabatt zu hoch und eben nicht der halbe Preis. Sie würden noch fünfzehn Prozent mehr geben. Danach war der Preis krumm und ich sagte ich fände es gut, wenn sie ihn nach unten begradigen könnten. Das machten sie, mit Einverständnis der Chefin, die gefragt werden musste. Und jetzt habe ich eine Jacke, die mir besser passt als die, die ich mir vor zwei Jahren in Florenz gekauft habe, für den gleichen Preis. Und die Anmerkung für mein schlechtes Gewissen wegen meiner Vorliebe für Lederjacken ist, dass ich diese mindestens 10 Jahre tragen werde, und das ist länger als das Tier gelebt hätte.
Jetzt habe ich aufgeschrieben, was ich die letzten zwei Tage erlebt habe. Es sind viele Eindrücke und ich habe das Gefühl, ich sei schon viel länger unterwegs als ich tatsächlich bin. Morgen ist es erst eine Woche her, dass ich losfuhr. Den Campingplatz in Pompeji, den ich zu Hause schon einmal rausgesucht habe, weil er vielleicht doch einen Pool hat, habe ich heute angerufen und mir einen Platz reservieren lassen. In meinem ACSI-Führer von 2020 steht, die hätten einen Pool, auf deren Internetseite ist der aber nicht mehr. Bin mal gespannt. Ich hätte fragen können, habe ich aber vergessen.
Unten eine Auswahl an Fotos: ich auf dem Petersplatz, damit man sieht, dass ich da war, eine Impression von innen, wobei ich die Weite nicht auf auf ein Foto bekomme, eine Darstellung des Guten und des Bösen, mit einem Tuch aus Marmor. Nicht unbedingt das Motiv, aber die künstlerische Fertigkeit, den Marmor so zu bearbeiten, hat mich sehr beeindruckt. Der Engel auf der Burg. Einen Tag später Eindrücke des alten Roms, Forum Romanum, Kolosseum, der Kaiser Augustus und der Trevi-Brunnen