Für den dritten Tag wollte ich keinen Plan haben, mich einfach treiben lassen. Ich fuhr mit dem Elf-Uhr-Shuttle zur S-Bahn und war um zwanzig vor zwölf auf der Piazza del Popolo. Gleich dort ist ein kleines Michelangelo-Museum, das ich gestern schon entdeckt hatte. Ich ging rein und fragte nach dem Eintrittspreis. Fünfzehn Euro, für Schüler und Leute ab 65 drei Euro weniger. Oh, sagte ich, ich habe Glück, ich bin über 65. So bezahlte ich den reduzierten Preis, fragte, ob er meinen Ausweis sehen möchte, was er verneinte. Was für ein doofes Negativkompliment, dachte ich, und er grinste.
Das Museum war interessant, es gab hölzerne Nachbauten von allen möglichen Erfindungen, hauptsächlich Antriebe durch Riemen, Zahnräder, Endlosschnecken und sogar Kugellager. Die durfte man alle ausprobieren. Danach wollte ich Richtung Piazza di Spagna gehen, stellte dabei fest, dass ich meinen Stadtplan verloren hatte. Mist, dachte ich, ich gehe zur S-Bahn-Station zurück und kaufe mir einen. Vorsichtshalber sollte ich im Museum nochmal nachfragen, dachte ich dann und tat es. Der Kassierer zauberte meinen Plan unter seiner Theke hervor und ich war froh.
Vor der Piazza di Spagna bekam ich Hunger und suchte ein Stück Gebäck oder so etwas in der Art. Das gab es nicht, Eis wollte ich nicht und so ging ich in ein Restaurant. Ich bestellte mir ein Risotto, was ich sonst nicht mag, aber es schmeckte. Da ich mir vorgenommen hatte, abends mal Alkoholpause zu machen, bestellte ich mir vorsichtshalber zum Mittagessen ein Glas Wein. Ein kleines Glas, bat ich den Kellner, der aber antwortete, ein Glas ist ein Glas, klein oder groß gibt es nicht. Logisch.
Nach dem Essen kam ich an die Spanische Treppe. Das ist eigentlich nichts als eine Treppe, aber davor standen wieder Trauben von Touristen. Junge Frauen stellten sich in allen möglichen Posen dar und ließen sich von ihren Männern fotografieren. Nie umgekehrt. Ich ging rauf, bei meinem letzten Superkurzbesuch in Rom und meinem ersten überhaupt war die Treppe gesperrt. Oben ist eine Kirche. Es gibt in Rom so viele Kirchen, alle besonders, dass ich mir nicht merken will, wie welche davon heißt, welchem Heiligen sie wann gewidmet wurde und wo sie steht.
Oben sprach einer von den armen Schweinen von Afrikanern mich an. Er wolle mir Bändchen für die Arme schenken, verwickelte mich in ein Gespräch, fragte mich woher ich komme. Ich sagte Tansania und er glaubte mir nicht. Er sei aus Kenia. Da ist doch kein Krieg, sagte ich, nachdem er mir erzählt hatte, er sei hier in Italien nicht willkommen. Was denkst du denn, sagte ich, hier in Italien kommen alle an und im Süden haben die jungen Italiener selbst keine Arbeit. Er habe das inzwischen kapiert. Und jetzt sei er hier, zu Hause sei seine Frau und ein kleines Kind. Hier in Europa hast du keine Chance, die hast du nur, wenn du eine Ausbildung hast. Alles andere, was man euch erzählt hat, ist Quatsch. Ich wollte ihm für die Bändchen fünf Euro geben, er wollte aber zehn. Eigentlich hat er mir die durch gezielt falsches Geldtauschen geklaut. Sei‘s drum, dachte ich, ich habe mir gestern eine teure Lederjacke gekauft. Jetzt hat ein Afrikaner mit blutunterlaufenen Zähnen ein kurzes Erfolgserlebnis.
Diese ganze Scheiße des kaputten Kontinents Afrika macht mich sowieso traurig, aber es gibt keine Lösung, weder von rechts noch von links.
Ich ging dann in der Hitze des Tages zum Quirinale, dem Sitz des Präsidenten der italienischen Republik, dem alten Matarella. Leider traf ich ihn nicht, genau so wenig wie ich den Papst oder Augustus getroffen hatte, wobei letzterer ja tot ist.
Ich schlug mich dann durch zum Tiberufer und ging daran entlang, machte ein paar Fotos, bis ich wieder an der Piazza del Popolo war. Kurz zuvor bettelte mich noch eine Frau mit weiß geschminktem Gesicht an. Der gab ich nichts, ich hatte meinen Obulus schon entrichtet, und schwarze Haut ist mir immer noch lieber als weiß getünchte. Dachte ich so.
Das war mein Besuch in Rom. Morgen fahre ich nach Pompei neben dem historischen Pompeji.
Noch ein Blick über den Tiber und tschüss Rom