Die Tour auf den Vesuv hatte ich gebucht, als ich hier ankam. Ich hatte sie für gestern, Dienstag, geplant. Die Frau an der Rezeption sagte mir, sie würde sich wundern, wenn die Tour stattfände, es sei wahrscheinlich zu stürmisch. Der Bus kam trotzdem und holte mich ab. Es hatte in der Nacht noch einmal geregnet, war kühl und stürmisch. Am Eingang zum Vesuv-Aufstieg ließ man uns aus dem Bus und niemand störte sich an dem Sturm. Eigentlich waren es nur einzelne Böen und es war ziemlich kühl. Ich folgte einem steilen Weg bis zu einer Hütte, wo Guides standen und warteten, bis sich eine Gruppe gebildet hatte. Bei einem von denen stand ich also, und er erzählte von den Ausbrüchen, von einem kleinen am Ende des 2. Weltkriegs und von dem großen, der die antiken Städte unter sich begraben hatte. Das hatte der Guide im Pompeji-Park auch schon erzählt. Dann ging der Guide nicht etwa weiter mit bis zum Kraterrand, sondern ließ die Leute allein da rauf laufen. Was soll ich groß erzählen, hier oben war es noch stürmischer. Ich schaute in den Krater. Das ist ein riesiges Loch. Der Krater des Ätna war mir nicht in dieser Tiefe in Erinnerung. Unwillkürlich dachte ich an den Eingang zur Hölle. Ich malte mir kurz aus, wie es wäre, da reinzufallen, und dabei ging es mir nicht gut. Ich ging den Weg zu Ende bis zur Absperrung, ganz umrunden kann man den Krater nicht, aber warum auch, man kann von überall in das Loch schauen.
Beeindruckend ist so ein Vulkan auf jeden Fall, vor allem wenn man denkt, dass er nochmal so richtig ausbrechen kann und dass das an der Zeit ist. Allerdings sagte der Guide hier oben, dass es genug Frühwarnsysteme gäbe, die es im Altertum nicht gab. Als ich mir die große Stadt Neapel von hier oben aus anschaute, kamen mir doch ein paar Zweifel, wie die so schnell leergeräumt werden kann. Aber sie ist ja auch praktisch den antiken Städten vorgelagert, und der Vulkan hat damals ein Stück seiner Höhe eingebüßt.
Auf der Rückfahrt vom Berg nahm ich mir vor, am nächsten Tag Neapel zu besichtigen. Hierfür gibt es am Campingplatz ein Angebot für eine Tour zu 65 Euro. Eine geführte Tour zu diesem Preis fände ich gut. Ich fragte gleich nach und die nette Frau sagte mir, sie wisse das erst am nächsten Morgen. Ich solle um acht Uhr fragen.
Am Nachmittag schaute ich mir noch ein bisschen das neue Pompei an.
So, da stehe ich nun am Kraterrand. Die Angst vor dem Sturz da hinein kam mir in dem Moment, als ich auf die untere Latte des Zauns geklettert bin, um besser hinunter fotografieren zu können.