Da mir die Circumvesuviana so gut gefallen hat, fuhr ich damit noch in die andere Richtung, nach Sorrento. Eigentlich sollte ich mal einen Tag Pause machen, aber auf diesem engen Campingplatz in Pompei machte das keinen Spaß. Mir geht es seit einer Woche schon nicht so ganz gut. Es war keine Verbrennung auf den Füßen, sondern eine Viruskrankheit, die mit etwas Fieber und Halsschmerzen begonnen hatte. Daher auch die geschwollenen Füße und Gelenkschmerzen in den Beinen.
Mit dem Zug zu fahren, fand ich keine große Anstrengung. Als ich in Sorrento angekommen war, dachte ich weiter, ich sollte mal sehen, wo die Fähre nach Capri losgeht. Ich würde sowieso keinen Platz darauf bekommen, weil man mir gesagt hatte, man müsse vorher buchen. Außerdem würden die Fähren wahrscheinlich wegen Sturm nicht fahren. Ich fand ziemlich schnell die Fähre mit dem Ticketschalter davor und sagte einfach, ich wolle eine Hin- und Rückfahrkarte. Die bekam ich und musste dann rennen, weil das Boot in 10 Minuten losfahren sollte. Mir war am Morgen etwas übel gewesen, wahrscheinlich die Nachwehen der Krankheit. Das Boot ist vielleicht doch keine gute Idee, dachte ich noch so, vor allem hatte ich ja im Kopf gehabt, dass es sowieso nicht klappe. Und schon war ich auf dem Boot und selbiges legte ab. Es war eine unruhige Fahrt, die Frau neben mir und auch die vor mir hielten sich krampfhaft an der Bank fest und ich musste meinen Blick fest auf die Berge am Horizont fixieren, damit mir nicht wieder schlecht würde. Im Laufe der halben Stunde Fahrt ging es mir aber immer besser und ich fing an, den Wellenritt zu genießen.
Als das Boot in Capri anlegte und die Leute in die schon vorhandene riesige Touristentraube entließ, schaute ich zuerst nach einer Toilette und sah danach ein Schild, das einen zur ganz oben gelegenen Altstadt führte. Diesem folgte ich, steil Treppe um Treppe aufsteigend, und das tat ich ziemlich zügig, weil mein sportlicher Ehrgeiz plötzlich erwachte und ich Hunger bekam. Unten wollte ich nicht sitzen bleiben und für den Durst hatte ich Wasser im Rucksack. Oben angekommen, fand ich, wie erwartet, Touristen-Restaurants. Wenn ich gedacht hatte, die steigen nicht alle hier rauf, hatte ich mich geirrt, denn es gab einen Aufzug. Ich ergatterte trotzdem einen schönen Platz und bestellte eine Kleinigkeit zu essen, dazu eine kleine Flasche Wasser. Ich hätte auch ein Stück Pizza im Laufen essen können, aber ich musste unbedingt sitzen. Ich war dann erstaunt, als ich die Rechnung bekam. Die Kleinigkeit kostete 13 Euro, das hatte ich auf der Speisekarte gesehen. Aber ich hatte nicht nach dem Preis für Wasser geschaut. Wer macht das schon. Das kostete dann 7 Euro, so viel wie ein Glas Lugana in Recklinghausen.
Ich genoss dann noch ein bisschen den Ausblick, schaute mich kurz in den Gassen um und suchte eine Zeitlang nach dem Treppenabstieg, bis ich ihn endlich fand. Als ich unten war, sah ich, dass die nächste Fähre in einer halben Stunde ginge, stellte aber leider gleichzeitig fest, dass man mir eine Rückfahrkarte für halb sieben gegeben hatte. Das war mir zu spät, ich musste ja auch noch eine Dreiviertelstunde mit dem Zug zurück nach Pompei fahren. Ich fragte am Ticketschalter nach, ob ich nicht die frühere Fähre nehmen könnte. Die Frau am Schalter fragte den Mann dahinter und der sagte, eine einzelne Person mehr würde sicher kein Problem darstellen. Und so buchten sie mein Ticket für 5 Euro zusätzlich um. Ich aß dann noch schnell ein Eis für ebenfalls 5 Euro und dann konnte ich auch schon auf die Fähre zum Festland.
Tschüss, Golf von Neapel. Am Abend kaufte ich noch schnell ein paar Vorräte im Supermarkt neben dem Campingplatz. Man kann ja nie wissen, wie weit die nächste Einkaufsmöglichkeit am nächsten Campingplatz ist. Das habe ich gut gemacht, wie sich später herausstellen würde. Dann ging ich Pizza essen und verschwand danach zügig in meinem Bau. Draußen pieksten einen dort in Pompei nur die Ameisen. Und zu warm war es auch nicht mehr drinnen.
Dann kam der nächste Morgen, an dem ich weiterfahren wollte, nach Manfredonia in Apulien. Einmal über den Stiefel, hauptsächlich Autobahn, 250 km, also keine große Herausforderung. TomTom kannte sogar den Campingplatz. Motiviert packte ich nach dem Frühstück alles zusammen und fragte meinen holländischen Nachbarn, ob er mir helfen könnte, mein Fahrrad auf den Fahrradträger zu heben. Aber dann.... war das Fahrrad nicht mehr da. Es war mir vorher beim Zusammenräumen überhaupt nicht aufgefallen. Ich konnte mich leider auch nicht mehr erinnern, wann ich es zum letzten Mal gesehen hatte. Ich ging zur Rezeption. Wir schauten gemeinsam überall nach, sie schauten sich den Film der Videokameras an und ließen mich dann stehen. Ich war wütend, beruhigte mich ein wenig, aber nicht richtig, war dann traurig und wollte einfach nur weg.
Später auf der Fahrt ärgerte ich mich, dass ich nicht die Polizei verlangt hatte. So habe ich keinen Anspruch auf meine Versicherung. Ich ärgerte mich aber auch, dass man mich an der Rezeption nicht darauf aufmerksam gemacht hatte. Die Schweinebacken, sie hätten selbst mit drin gehangen, weil sie ja ein überwachter Campingplatz sind. Jetzt ist es so, das Fahrrad ist weg und ich betrachte die Vorteile. Die sind, dass ich die Entscheidung, mir ein neues Fahrrad zu kaufen, nun abgenommen bekommen habe. Und, dass ich mir hier in Süd-Italien die Ohren hätte brechen können. Denn hier gibt es weder Fahrradwege noch Platz zum Fahrrad fahren. Die Straße zum Campingplatz hat viele Schlaglöcher, die Geschwindigkeit ist auf 50 km/h begrenzt, aber als ich gestern 70 fuhr, überholten mich die LKWs. Ich erfuhr noch, dass ein Bus fährt. Alles weitere werde ich in meinem Bericht über den Strand von Manfredonia berichten.