Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Italien, das Mittelmeer an der Adria ist so warm wie der Indische Ozean. Was wird da so alles drin sein, denke ich mir, angeheizt von allen möglichen Meldungen. Und außerdem las ich als Urlaubseingangslektüre "Blue Skies" von T.C. Boyles. Nun ja, ich habe den Campingplatz schon früh im Jahr gebucht und angezahlt. Und das Buch hätte ich vielleicht im Herbst lesen sollen. Ich schreibe an dieser Stelle nicht mehr dazu.
Die Strecke von Klagenfurt runter nach Udine war ein Erlebnis. Ich musste nicht durch den Karawankentunnel, der geht nach Slowenien, ich aber fuhr an der slowenischen Grenze entlang durch verschiedene Tunnel, zuerst ein Stück bergauf, dann immer weiter bergab durch ein beeindruckendes Bergpanorama, welches bei Udine einer Ebene wich. Schnell stieg die Außentemperatur auf über 30 Grad. Bei Venedig waren es bereits 34 Grad. Auf der anderen Autobahnseite, von Venedig und seinen übertouristisierten Stränden kommend, war ein irre langer Stau, ich hatte auf der Fahrt nach Süden Glück. Obwohl ich zwei Navigationssysteme an Bord habe, TomTom und Google, fand ich den Campingplatz erst nach einer halben Stunde. TomTom wusste die Straße nicht und meinem Handy war zu heiß geworden.
Jetzt bin ich also seit gestern in Casalborsetti. Ich stellte bei der Einfahrt in den Ort fest, dass ich vor zwölf Jahren schon einmal hier gewesen bin, allerdings auf einem anderen Campingplatz. Nachdem ich mich installiert hatte, war mein Erkundungsdrang, den ich sonst immer habe, auf knapp unter Null gesunken. Ich fand im Kühlschrank ein slowenisches Bier aus Österreich. Das hatte ich vergessen zu trinken, zum Glück. Lange danach, bereits am sehr späten Nachmittag, ging ich doch noch zum Strand. Der befindet sich um die Ecke. Beim Campingplatz vor 12 Jahren musste ich über die Straße. Bei meinem ersten Schritt ins Wasser erschrak ich. Die Abkühlung fehlte, komplett, gänzlich, null. Allerdings ist das ein Kinderstrand, sehr lange sehr flach. Ich sah keine Fische, aber auch keine hässlichen Algen, die in den Nachrichten als Meeresschleim bezeichnet worden waren. Quallen sollte es auch nicht geben, sagten meine Nachbarn, Korallenbänke kommen vielleicht in den nächsten Jahren. An Haie verbiete ich mir einfach zu denken. (Nachträgliche Anmerkung: ich habe kleine Fische gesehen, aber nicht den Wasserhahn gefunden, um kaltes Wasser dazuzugeben.)
Heute konnte ich sowieso nicht schwimmen gehen, weil ich heute morgen im Minimarkt des Campingplatzes über eine Stufe gestolpert bin, der Länge nach hinfiel und mir dabei den Unterarm sehr tief aufgeschürft habe. Auch warmes Salzwasser brennt. Ich fuhr mit dem Rad ins Zentrum und kaufte frische Sachen ein, fuhr dann noch in die andere Richtung, wo ein größerer Ort liegt und nahm mir vor, dort einmal ein Restaurant zu besuchen.
Als ich vor Jahren hier war, hatte ich diese Gegend bereits mit dem Fahrrad und joggend erkundet. Ich war Anfang September hier gewesen und die Temperaturen waren moderater. In der Zwischenzeit war ich jedoch mal auf Sizilien um die gleiche Zeit wie jetzt, und bin trotzdem joggen gegangen, das Meer war damals zwar auch warm, aber trotzdem erfrischend.
Auf den Fotos ist der Kanal, der ins Meer geht, mit den für diese Gegend typischen Fischnetzen.