Gestern fuhr ich wieder quer über den Stiefel, dieses Mal von Ost nach West, gut 200 km. Die Autobahn durch den Nationalpark Abruzzen bot ein tolles Panorama. Leider musste ich fahren und konnte nur kurze Blicke auf die Berglandschaft werfen. Ich war ziemlich angespannt, gelangte gegen Mittag auf die Ringautobahn und fuhr dann Richtung Flughafen Fiumicino. Nach dem Verlassen der Autobahn hatte ich breite Straßen erwartet, die Gegend wirkte aber ländlich, eine schmale Straße, kaum bewohnt, eine noch schmalere Straße an verbranntem Gelände vorbei, dann kleine Häuser, und schon war ich da. Es war etwas schwierig, den Camper im Hof vor dem Haus zu parken. Die beiden, das ist ein Ehepaar in meinem Alter, hatten mich schon erwartet, sie boten mir einen Imbiss an, der vierjährige David, das Enkelkind, schwirrte um mich herum. Und dann, Überraschung, gingen wir alle in den Pool im Garten. Der war größer als der auf dem Campingplatz in Sant'Eufemia. Was für eine Wohltat.
Am frühen Abend fuhren wir mit der Tochter der beiden, sie heißen übrigens Letizia und Mauro, und David, zu einem Gelände, das in den siebziger Jahren für eine Weltausstellung vorbereitet worden war. Hier finden Events für Kinder statt, in diesem Jahr eine Zauberwelt rund um Pinocchio. Einlass war abends (!) um 6, für Kinder. Wir aßen dort auch eine Kleinigkeit, David kam voll auf seine Kosten, hatte Spaß. Der Höhepunkt war ein Kindertheaterstück mit sehr phantasievollen Kostümen. Wir waren erst gegen 23 Uhr zurück und ich war so gut wie tot. Das Kind weniger.
Am Nachmittag nach meiner Ankunft hatten wir eine Rauchwolke aus Richtung Flughafen gesehen. Letizia rief den Meldedienst an, aber die kümmerten sich nicht und es hatte sich wohl schnell erledigt. Heute jedoch, bereits am Morgen, war das Feuer wieder ausgebrochen, und dann sahen wir auch ständig Löschflugzeuge. Am Vormittag zeigte man mir die Katakomben. David hatte Angst. Unter die Erde müssen wir? Müssen wir graben und werden wir schmutzig? Es dauerte, bis er begriffen hatte, was mit "unter der Erde" gemeint war. Er durfte dann die Taschenlampe der Führung tragen. Es war übrigens eine Führung nur für uns.
Danach besichtigten wir eine Gedenkstätte daran, dass hier während der Nazizeit Hunderte von Italienern erschossen worden waren als Rache für die Tötung von zehn Deutschen. Man hatte die Leichen erst Jahrzehnte später gefunden.
Dass ich beim Verlassen der Katakomben meine Brille auf einen Picknicktisch gelegt hatte und diese jetzt suchte, war der Schreck des Tages. Wir mussten zurückfahren und sie lag noch dort.
Wir fuhren dann noch die Via Appia entlang und ich fotografierte ein paar Ruinen. Siehe oben. Ich bekam aus dem Nichts Kopfschmerzen und auf der Rückfahrt wurde mir übel. Da half nur noch Ibuprofen.
Am späten Nachmittag fuhren wir wieder los, eine Stadtfahrt am Petersdom und der Engelsburg vorbei zur Piazza Navona mit verschiedenen Brunnen. Leider finden überall Restaurationsarbeiten statt. Ansonsten sei dies der schönste Platz Roms, ursprünglich als Kampfbahn für den Kaiser Domitian im ersten Jahrhundert n.C. angelegt. Sie zeigten mir noch ein kitschiges Café, das sie sehr schön fanden und mir dort eine Art Eiskaffee spendierten. Dann noch in eine weitere Kirche, mir schwirrte der Kopf von all den Heiligennamen. Ich habe sie leider nicht behalten. Zum Schluss gingen wir ins Pantheon.
Inzwischen merkte ich, wie es ihnen Spaß macht, Leuten ihre Stadt zu zeigen. Sie sind beide mitten in Rom geboren und aufgewachsen, waren nie woanders. Mauros Geburtsgegend ist sogar ganz in der Nähe der Vatikanmauern. Am Abend waren wir alle platt. Der Kleine war am Nachmittag nicht mehr mit. Seine Mutter muss ab donnerstags nicht mehr arbeiten und nahm ihn mit.
Heute merkte ich, daher sicher auch die Kopfschmerzen, dass mein Gehirn mit dem Hören und Sprechen der italienischen Sprache von morgens bis abends an Kapazitätsgrenzen gerät. Der Kleine erzählt mir was, der Fernseher läuft, Letizia erklärt etwas, und ich soll auch noch immer antworten...
Vor dem Rauch wurde inzwischen offiziell gewarnt. Man soll die Fenster schließen. In meinem Camper geht das aber nicht, ich muss die kühlere Nachtluft reinlassen, sonst kann ich nicht schlafen. Es riecht ziemlich nach Qualm, so ganz geheuer ist mir das nicht.
Die Fotos sind eine Auswahl einer etwas anderen Sicht auf Rom, das Pantheon ist schon eher bekannt.