Am Samstagnachmittag kam ich in Siena an. Der Campingplatz liegt 2,5 km vom Stadtzentrum entfernt. Es fährt ein Bus, und ich habe auch das Fahrrad.
Vom Campingplatz zur Innenstadt geht es steil bergab, über die Bahnlinie und dann wieder steil bergauf. Bei 30° ging ich lieber zu Fuß als mit dem Fahrrad zu fahren. Den Bus kann ich immer noch nehmen, dachte ich.
Im historischen Zentrum angekommen, schlenderte ich durch eine Gasse. Das ist einfach zu merken, dachte ich, ich werde den gleichen Weg zurück gehen. Ich ging immer Richtung Dom, verpasste diesen jedoch. Stattdessen fand ich ein Museum, das sonntagsmorgens nichts kostet. Das passt ja, dachte ich. Ich hatte eineinhalb Stunden Zeit, um mir erstens nicht sehr bekannte Gemälde aus dem 16. Jahrhundert der Maria mit dem Kinde anzuschauen und zweitens die Geburt und die Leidensgeschichte Christi, dargestellt zwischen 1200 und 1350 nach Christi. Dieser ganz andere Stil, die Malerei der Gotik, ist immer wieder interessant im Vergleich zur Renaissance mit eher natürlicher Darstellung und einem ewig windellosen Baby mit strammen Oberschenkeln. Mir fiel bei den ausgestellten Exponaten der Gotik auf, dass die Maria immer den gleichen traurigen Zug um die Mundwinkel hat und einen entrückten Blick. Dabei hat sie ein Kind auf ihrem Schoß, das die Proportionen eines Erwachsenen hat, vollständig angezogen ist, nur eben in klein. Es geht bekanntlich bei dieser Malerei des frühen Mittelalters um die Symbolik. Ach, diese Maria, diese arme Frau, die immer im selben Bademantel mit Kapuze dargestellt wird, die traurig und entrückt ist und nur eine heilige Pflicht hat. Das Leben als furchtbare Aufgabe.
Danach aß ich eine Kleinigkeit, fand doch noch den Dom, den ich aber nur von außen anschaute. Ich kam danach auf den schönen, großen Platz unterhalb des Doms, die Piazza del Campo mit dem Torre del Mangio, ging ein bisschen hierhin und dorthin. Und dann hatte ich mich gewaltig verlaufen. Mein Handy war nicht mehr so ganz aufgeladen, es reichte aber, um aus dem Labyrinth herauszufinden.
Nach meiner Rückkehr auf dem Campingplatz ging ich so schnell ich konnte in den Pool.
Heute fuhr ich ein bisschen Fahrrad, auf jeden Fall ohne Plan. Die kleinen, malerischen Orte in der Umgebung sind alle ziemlich weit weg, weil die Toskana ganz schön hügelig ist. So fuhr ich drauf los, wählte mit Google irgendwann irgendein Dorf. Nach 14 km hatte ich es erreicht, es war dort aber nichts Besonderes zu sehen. Ich ergatterte in einer Minibar ein kaltes Stück Pizza und eine kalte Cola. Danach machte ich mich auf den Rückweg, der aber nur 10 km betrug. Sportlich waren diese circa 26 km anspruchsvoller als meine normale Joggingrunde. Ich war zufrieden, weil mir die letzten Tage der Sport gefehlt hatte. Es war entweder zu heiß gewesen oder ich war zu Besuch oder beides.
Als ich losfuhr, war es bewölkt und nicht heiß. Auf dem Rückweg knallte allerdings die Sonne wieder.
Nach der Fahrt sprang ich mit Anlauf wieder in den Pool und blieb da drin, bis es donnerte. Es gab einen Miniregenschauer, und jetzt ist es wieder trocken. Inzwischen sind mindestens 7 riesigen Camper unterhalb meines Stellplatzes angekommen, alles Franzosen, und ich habe ganz unschuldig gefragt, ob jetzt die französische Invasion stattfindet, was sie bejahten. Wo ich denn eigentlich her sei. Sie konnten meinen Akzent nicht deuten. Was mich freute.
Ein paar Dinge habe ich hier noch vor, die ich später aufschreibe. Wenn ich dann noch W-Lan habe. Meinen Rooter konnte ich nur für einen Monat buchen, und der ist morgen zu Ende. Dann bin ich auf das W-Lan auf dem Platz angewiesen, und außerdem werde ich mal den Hotspot per Handy ausprobieren, vertraue dem aber nicht so ganz.
Eine Anmerkung noch für heute: Die Erzeuger haben kein Olivenöl mehr übrig. Ich habe heute 500 m vom Campingplatz eine Genossenschaft entdeckt, Olivenöl ist aber alle. Ich habe dann drei Flaschen Wein gekauft. Schmeckt sowieso besser, sagte der Verkäufer.
Unten: Fotos vom Dom und von der Piazza, 2 Fotos von meiner Fahrradtour, die Chiantitour habe ich mir allerdings erspart.