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Bustour mit Weinproben

Da das Campingplatz W-Lan klappt, kann ich weiter berichten. 

 

Am Dienstag fuhr ich mit dem Bus in die Stadt und bummelte noch einmal durch die Altstadt, merkte mir aber die Wege. Ich besuchte die Kathedrale der Heiligen Katharina von Siena (Foto links) und Benetton, wo ich aber nichts kaufte, obwohl ich einiges entdeckte. 

 

Ich freute mich schon auf Mittwoch und davon will ich jetzt berichten. (Inzwischen ist Donnerstag, in der Nacht hat es geregnet, aber gerade scheint die Sonne. Es ist angenehm kühl.)

 

Also gestern war es noch sehr warm. Mit dem Bus fuhr ich in die Altstadt und Google zeigte mir den Weg zu einem Meeting Point, von wo die Weinprobe-Tour starten sollte, die ich ein paar Tage zuvor gebucht hatte.

 

Vom Meeting Point ging es mit einem Zubringerbus zu einem Kleinbus, der uns auf einem Parkplatz - ebenfalls ein kleiner Wohnmobilstellplatz, was ich nebenbei feststellte - erwartete. Die Gruppe bestand aus einer Familie aus Brasilien, 2 Paaren aus den USA, ein paar Leuten aus Südafrika, einer Mexikanerin, einem Italiener und mir. Das erfuhr ich im Laufe der Tour. Ich hatte eine Tour auf italienisch gewählt, deutsch war nicht im Angebot, und in Italien will ich nicht englisch sprechen. Zu Beginn sprach das Guide-Mädchen noch englisch, italienisch und spanisch. Spanisch fiel ganz schnell weg, italienisch dann auch. 

 

Zuerst ging es nach Montalcino, dort zu einem kleinen Weingut in der Nähe des Ortes. Das ist die Region des Chianti classico. Wir bekamen einen Rosé und 2 Rotweine zu probieren, und ich nippte nur ein bisschen dran. Es war noch nicht einmal 11 Uhr und ich dachte, ich bin erst einmal vorsichtig. Wer weiß was der Tag noch bringt.

 

Danach ging es weiter durch die fast kitschig wirkende Toskana-Landschaft. Ich lernte übrigens, dass die Etrusker die langen, schmalen Pinien schon gepflanzt haben, die für die Region so typisch sind. Sie dienten und dienen als Begrenzung für Häuser und Höfe. Symbolhaft verbinden sie die Erde mit ihren langen Wurzeln mit dem Himmel, weil sie so in die Höhe streben.

 

In einem malerischen Örtchen mit dem Namen Pienza wurden wir sozusagen für knapp 2 Stunden ausgesetzt, es war die Gelegenheit zum Essen, Fotos zu machen und zu schauen. Ich setzte mich zügig vor ein Restaurant mit Blick in ein reales Gemälde, eben die Toskana. Dort aß ich etwas Nudeliges und weiß jetzt, dass nur die Italiener al Dente kochen können. Ich bekomme das so nicht hin. Nach einem Eis und etwas Langeweile, der Ort ist klein, traf ich die anderen wieder und es ging weiter nach Montepulciano. Mauro und Letizia hatten mir geraten, dort auf jeden Fall Station zu machen, weil es auf dem Weg von Rom nach Siena liegt. Aber so mit dem Bus war es besser.

 

Es ist ein Ort, der hoch auf einem Hügel liegt. Man kann kleine Kirchen und eine Festung von außen besichtigen, es gibt kleine steile Gassen und immer den Blick in die Toskana-Landschaft. Diese stellt sich im Augenblick in allen Ocker- und Brauntönen dar, mit kleinen grünen Oasen aus buschartigem Wald und den hohen, schmalen Piniensäulen. Unterwegs hätte es schöne Fotomotive gegeben, aber das ist bei so einer geführten Bustour leider nicht realisierbar.

 

Im Städtchen wollten Ledergeschäfte und Andenkenläden einen verführen, aber ich resistierte. Auch gab es viele Weinverkoster, aber wir würden ja gemeinsam eine Verkostung bekommen. Auch hier hatten wir 90 Minuten Zeit zum Schauen. Ich schloss mich dieses Mal der Mexikanerin an. Abgesehen davon, dass ich einen gehörigen Anlauf brauchte, um mein Gehirn auf Spanisch umzuprogrammieren, war das eine gute Idee. Wir schauten gemeinsam und wir stellten gemeinsam fest, dass diese lange Pause vom Rest der Gruppe ein bisschen kürzer hätte sein können.

 

Aber nun zur bereits ersehnten ultimativen Weinprobe. Wir wurden von einer älteren Frau empfangen, sie sprach rücksichtslos englisch, allerdings, wie alle hier, das lustige Englisch, über das wir uns zu Hause immer amüsieren. Aus "piece" wird "piss", aus "little" wird "Lidl" und so weiter. Wieder wurden uns die großen Fässer gezeigt. Und erklärt, dass diese Region um Montepulciano die Gegend des Vino nobile ist, der ein qualitativ hochwertiger Wein ist und nicht verwechselt werden darf mit dem Rosso di Montepulciano d'Abruzzo, wo ich vorher war. Dort heißt die Traube so, hier der Ort. 

 

Ich muss mal erwähnen, dass wir 90 Minuten herauf- und herunter gelaufen sind, um den Ort zu besichtigen. Ein geführter Rundgang wäre besser gewesen. So steht man vor den Gebäuden und muss bei Wikipedia nachlesen, was das ist. Davon abgesehen, hörten wir uns in dem dumpfen Weinkeller eine weitere halbe Stunde die Ausführungen an. Es war ein verzweigtes unterirdisches Gewölbegebilde mit verschiedenen Räumen. Endlich ging es nach oben, aber wir mussten auf der Treppe warten, weil die vorherige Gruppe noch nicht fertig probiert hatte. Die Lady ließ uns die Treppe wieder runtergehen, bis ins ehemalige Foltergewölbe. Sie wolle die Gelegenheit nutzen, um uns noch ein paar Folterinstrumente des Mittelalters genauer zu beschreiben. Ich erspare mir hier mal die Ausführungen. Vorher hatten wir schon erfahren, dass diese Gewölbe seit dem 11. Jahrhundert in Familienbesitz sind, ununterbrochen bis heute. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

Endlich ging es die Treppe wieder hoch in den Verköstigungsraum. Wir wurden gebeten, uns an einer langen Theke aufzureihen. Es wurden uns je ein Glas und ein Töpfchen mit Knabbereien gereicht. Stühle gab es nicht. Wir bekamen mehr oder weniger 6 Weine zu probieren, immer im selben Glas, ohne mit Wasser spülen zu können. Die Weinschlückchen aber waren noch nicht einmal Schlückchen. Eine bessere Methode wäre gewesen, uns jeweils einen Tropfen mit einer Pipette auf die Zunge zu geben. Die Minischlückchen vermischten sich natürlich im Glas, weil ja immer noch ein Rest bleibt. Ich schmeckte jedenfalls keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Weinen, die im übrigen zwischen 30 und 60 Euro pro Flasche kosten. Es werden wohl sehr kräftige Weine gewesen sein, mit einer Säure, die mir zu viel war. 

 

Statt der Tröpfchen hätte ich lieber einen großen Tropfen gehabt. Und wie ich mich ärgerte, dass ich zum Mittagessen nicht ein schönes Glas Wein getrunken hatte oder wenigstens am Nachmittag vor der Weinprobe, im Sitzen und genießend statt dieses Krampfs hier.

 

Und dann fragten sie auch noch, in welche Länder sie die Weine schicken sollten. Mich vergaßen sie oder sie dachten, ich gehörte zu dem Italiener. Ein paar Leute kauften einzelne Flaschen etwas günstigeren Weins, den wir überhaupt nicht probiert hatten.  Draußen traf ich die Amerikaner und tat meinen Unmut kund. Sie hatten es auch so empfunden und wir schimpften noch ein bisschen gemeinsam. Ich und die Leute aus West Virginia.

 

Jedenfalls war ich in Montepulciano und weiß jetzt, dass der Wein, der so heißt, nicht aus diesem Ort stammt.

 

Morgen fahre ich weiter nach Norden, vielleicht erst einmal bis Verona.

Fotos unten: Landschaft. Die Fotos mit mir sind in Montepulciano. Und noch ein Abschiedsfoto von Siena. Habe ich auf dem Rückweg vom Bus gemacht.