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Auf dem Weg zurück - Verona

Ich schreib noch schnell auf, was ich gestern und heute erlebt habe. Die Idee, in Verona noch einen Stopp auf dem Weg zurück einzulegen, hatte ich recht kurzfristig. Hier habe ich vor 6 Jahren 2 Wochen verbracht, während welcher ich in eine Sprachschule gegangen bin. Gewohnt habe ich bei einer alten Frau, mit der ich manchmal geplaudert habe.

 

Ich bin auf einem Agricamping 6 km außerhalb von Verona, einfach, aber okay. Kaum war ich angekommen, wurde ich von einer Seite angesprochen, ob ich nicht in die Oper wolle, abends. Es gäbe den Barbier von Sevilla. Ich sagte nein und dachte gleichzeitig, warum nicht. Sie hatten zu viele Karten reserviert für Leute, die dann doch keine Lust mehr hatten. Damals war ich nach Ostern in Verona gewesen und die Vorstellungen in der alten Arena, open Air, beginnen erst im Mai. Ich sagte dann zu und wir fuhren mit dem Bus in die Stadt, so früh, dass wir noch etwas trinken konnten. 

 

Was ich mit den Leuten erlebte, war auf eine bestimmte Art lustig, sozusagen ein die Oper umgebender Sketch für skurrilen Humor. Nur kurz angerissen: Muss man eine Wasserflasche und eine Riesenpackung alte Spekulatius mit in eine Vorstellung schleppen, wenn man weiß, dass die Taschen durchsucht werden und man nichts zu essen mitführen darf? Muss man wer weiß wie lange mit einem kleinen Fernrohr rumfuchteln, weil man gehört hat, dass die Meloni auf der VIP-Tribüne Platz genommen hat?

 

Aber zur Aufführung: Ich kann nicht behaupten, dass ich für Opern alles gäbe. Jedoch, in dieser antiken Arena hatte ich schon Lust dazu. Die Show hat mir gefallen, obwohl das mich begleitende Paar meinte, sie hätten schon bessere gesehen. Zwei der Opernstars, fand ich, hatten nicht die tragendste Stimme, einer aber doch. Ich konnte halbwegs das Textband entziffern, das die Worte des Gesungenen anzeigte, es war jedoch etwas zu klein. Ich wollte mir kein Urteil erlauben, weil ich ja Banausin bin in der Beziehung, war aber zufrieden.

 

Und dann kam das dicke Ende: Wir hatten vor, mit dem Taxi zurück zu fahren. Der achtzigjährige Mann ging schnurstracks auf den Taxistand zu, den er vom Jahr zuvor in Erinnerung hatte. Aber da war kein Taxi, da war nichts. Sie hatten den Platz weiträumig abgesperrt, weil VIPs unterwegs waren.

 

Als meine Begleiter das endlich begriffen hatten, er mit traurigen Augen ratlos stehend, sie mit absurden Ideen, dachte ich mir, ich bin zwar müde, aber ich muss aktiv werden. Ich ging in eine Bar, besorgte mir die Telefonnummer des Taxi Verona. Dort traf ich auf eine Maschine und Musik. Ich gab aber einfach nicht auf und nach ein paar Minuten, oh wie schön, hatte ich eine menschliche Frauenstimme am Ohr, die mir erklärte, der Taxistand sei verlegt worden, und sie erklärte mir, wo er sich befände. Wir waren schnell dort und mussten dann in einer langen Reihe anstehen, bis wir ein Taxi erwischten. Später hörte ich von andern Leuten auf dem Platz, man hätte auch einen Bus buchen können. Und den haben wir sogar gesehen, man kam aber dort nur rein, wenn man vorher online reserviert hatte. So etwas passiert nun einmal, wenn man sich auf andere verlässt.

 

Um halb drei war ich im Bett und der heutige Tag beinhaltete einen trägen Vormittag. Am Nachmittag raffte ich mich auf und fuhr mit dem Fahrrad in die Stadt. Ich hatte Lust, die Wege zu gehen, die ich damals immer genommen hatte. Ich fand die Schule wieder, die natürlich am Samstagnachmittag verlassen war. Ich fand die Kneipen, in denen ich mittags mit der einen oder anderen Frau gesessen und gegessen hatte, den Laden mit den Südtiroler Spezialitäten, erinnerte mich an die Blickwinkel, die Brücken, die Etsch. Ich hatte das Gefühl, ich befände mich in einem Traum und sähe mein sechs Jahre jüngeres Ich. 

 

Damals, nach Ostern, war die Stadt zwar belebt, aber jetzt, zu den Spielzeiten der Opern, waren dermaßen viele Menschenmassen unterwegs, und ich hörte fast nur deutsch, dass es mir bald zu viel wurde. 

 

Morgen fahre ich nach Klausen, dann hocke ich direkt vor dem Brenner. Ich hatte ein Problem, einen Campingplatz zu finden. Sie sind alle voll, und dabei wird das Wetter schlechter. 

Foto oben ist die Arena, die Fotos unten zeigen die alte Festung an der Etsch, nicht weit davon war die Schule. Ich habe oft auf einer Bank an der Etsch gesessen, wo ich genau diese Sicht hatte.