Am 16. Oktober bin ich für ein paar Tage nach Trier gefahren. Auf einen Stellplatz direkt am Moselufer. Von meinem Wohnmobil aus konnte ich die Schiffe die Mosel rauf- und runter fahren sehen und nachts beruhigte mich das dumpfe Summen der Schiffsmotoren. Als ich jung war, träumte ich davon, Teil einer Flussschifffamilie zu sein.
Das Wetter war mild und meistens trocken. Am ersten Nachmittag nach meiner Ankunft erkundete ich per Fahrrad meinen Standort. Ich fuhr bis zur nächsten Brücke, der ältesten Brücke über die Mosel in Trier, die Römerbrücke, und fuhr dann per Google in die Innenstadt. Ich kam an den großen Marktplatz und sah die Porta Nigra. Ich kam an einer Statue eines bekannten Mannes vorbei, eines Sohnes der Stadt. Ja natürlich, hatte ich nicht auf dem Schirm gehabt, da stand Karl Marx. Ich lernte dabei, dass diese Statue von einem Künstler aus China gestiftet worden war. Nun ja, besser als aus Nordkorea, dachte ich. Ich machte noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt, machte mich bei der Touristeninformation ein bisschen schlau und trank ein Glas Wein auf dem Marktplatz. Dort steht permanent ein Stand, welchen zu nutzen sich die Winzer der Gegend teilen, und das machen die sehr gerne, wie ich mir sagen ließ.
An dem Stand hatte ich jemanden getroffen, der mir sagte, dass ich am Moselufer ein Restaurant fände, das typisch und urig sei. Der Weg zum Moselufer war einfach zu finden und ich merkte mir ihn für die nächsten Tage. von dort aus kam man viel leichter in die Stadt. Allerdings durfte man nicht die Kaiser-Wilhelm-Brücke benutzen, was ich am nächsten Tag versuchte, denn auf der anderen Seite ging der Radweg durch Schlamm und dann über eine viel befahrene Straße. Schuld waren Bauarbeiten der Bahn.
So nun, das Restaurant entpuppte sich als Kneipe, in der man nur Butterbrote oder Blutwurst mit Bratkartoffeln zu essen bekam. Ich ging dann wieder. Die Wirtin zeigte mir aber noch einen anderen Laden ein paar Meter weiter, und dort konnte man einigermaßen essen. Ich hatte mir vorgenommen, auf keinen Fall zu kochen, denn dann müsste ich zu langer allein in meiner Karre sitzen und das macht im Herbst nicht so viel Sinn.
Am nächsten Tag besichtigte ich das städtische Museum an der Porta Nigra, die Porta Nigra selbst und fuhr dann mit der Touri-Bimmelbahn durch die Stadt, um mir Informationen anzuhören. Am Abend ging ich neben der Porta Nigra essen, während ein großer voller Mond direkt vor meinen Augen aufging, mir zublinzelte und guten Appetit wünschte. Dann fuhr ich im Dunkeln den jetzt gut bekannten Weg an der Mosel entlang, über die Brücke und wieder an der Mosel entlang bis zu meinem Wohnmobil. Dort angekommen, strahlte mir der große Mond, jetzt über dem Wasser stehend, ins Gesicht und spiegelte sich auch im Wasser. So viel Romantik ist doch für eine Person allein überhaupt nicht nötig, dachte ich, schaute mir aber noch einen Moment das Schauspiel an.
Am Freitag besichtigte ich die Kaiserthermen und das Amphitheater, wobei mir plötzlich auffiel, dass ich seit letztem Jahr ziemlich viel auf den Spuren der Römer mitsamt Etruskern und sonstigen italischen Völkern gewesen bin. Im Vergleich zu den italienischen Städten waren das hier in Trier allerdings ziemlich traurige Reste, die noch zu besichtigen waren.
Am späten Mittag fing es an zu regnen, ich kaufte ein paar Lebensmittel auf dem Rückweg ein und kam nass an meiner Karre an. So machte ich es mir wohl oder übel im Innenraum gemütlich und knabberte ein paar mitgebrachte Köstlichkeiten. Es regnete die ganze Nacht durch.
Jetzt hätte ich abfahren können, Trier hatte ich genug besichtigt. Ich hatte aber noch die Idee, mit dem Fahrrad an der Mosel entlang westwärts zu fahren, bis an die luxemburgische Grenze. Um elf Uhr am Vormittag hörte es auf zu regnen und ich fuhr los. Der Grenzort heißt Wasserbillig und war nur 12 km entfernt von dem Stellplatz. Dort gab es allerdings nicht viel zu sehen. Der Ort ist vor allem bekannt für viele Tankstellen und Geschäfte, wo der deutsche Moselsekt billiger verkauft wird als in Deutschland. Beides liegt an weniger Steuern.
Als ich schon dachte, es gäbe weder zu essen noch zu trinken, fand ich einen Laden. Witzigerweise war es ein afrikanisches Restaurant, so dass ich genau zwischen Deutschland und Luxemburg in den Genuss afrikanischen Essens kam. Was für ein Luxus! Und außerdem sprach man dort französisch.
Ich nahm mir für Sonntagmorgen vor, einen Stellplatz bei einem Winzer in Bernkastel-Kues anzufahren. Was ich auch tat. Leider war der Stellplatz geschlossen und der Campingplatz dort auch, wegen Hochwasser hatten sie in der Woche zuvor geschlossen.
Also brauchte ich einen Plan B, schaute mir die Karte an und telefonierte mit einem Campingplatz in Traben-Trarbach. Die betrieben noch einen Stellplatz in der Nähe, ebenfalls direkt am Moselufer und. Und ich konnte wieder die Schiffe sehen und hören. Am Sonntagnachmittag nach meiner Ankunft fuhr ich noch mit dem Rad nach Kröv und trank ein Glas Federweißen. Am Montag machte ich eine schöne Wanderung durch die Weinberge, bei Wärme und Sonnenschein. Ich stieg bis an den Waldrand hoch und ging in einem großen Bogen nach Traben, wo ich wieder hinunter stieg. Jetzt musste ich mich beeilen, zurück zu meinem Wohnmobil zwecks Umziehen und Duschen, dann ging ich wieder in den Ort und nahm an einer Führung durch die Keller des Ortes Traben teil. Ein ehemaliger Winzer teilte uns viel mit, wir besichtigten mehrere dieser Museumskeller, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr dazu, dafür überkam mich ein starker Hunger, gepaart mit der Angst, nichts mehr zu essen zu bekommen. Der Ort war schon recht herbstlich verschlafen und würde, wie man uns sagte, erst zur Adventszeit wieder erwachen, wenn ein "Weinnachtsmarkt" in den Kellern stattfinden würde.
Ich fand noch eine Pizzeria auf der anderen Moselseite in Trarbach. Diesmal konnte ich italienisch sprechen. Wer hätte das gedacht.
Und dann fuhr ich nach Hause.
Unten die Porta Nigra, eine Stadtansicht aus der Porta Nigra, die Römerbrücke, die traurigen Reste eines Amphitheaters, und weitere Impressionen von der Mosel